Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Gesamtlage Anfang Februar. 
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der Westmächte vor dem 1. März nicht angriffsbereit sein würden^), und 
wurde am 6. Februar bestätigt durch die schon erwähnten Funksprüche, nach 
denen der Angriff der Franzosen sogar vor Ende März nicht beginnen sollte. 
Man hatte also wahrscheinlich noch Zeit, wenn auch Teilvorstöße der Gegner 
jederzeit möglich blieben und vor allem an der Somme-Front der Druck fast 
ununterbrochen anhielt. Aus den Funksprüchen ergab sich, daß die Franzosen 
diesmal in der gewaltigen Breite von 70 bis 80 Kilometern mit etwa 
100 Divisionen angreifen wollten. 
Uber die Stelle, gegen die Engländer und Franzosen ihre Hauptangriffe 
richten würden, konnte man nur Vermutungen anstellen, da ihre Angriffs- 
Vorbereitungen fast an der gesamten Westfront so weit gediehen waren, daß 
aus ihnen kaum noch Schlüsse gezogen werden konnten; wahrscheinlich würden 
die Gegner auch nicht nur an einer, sondern an zwei oder noch mehr Stellen 
zugleich ernstlich anpacken. Ihre Überlegenheit an Zahl gestattete das. Ob 
sie allerdings gerade das verwüstete Somme-Kampsgebiet wieder als An- 
griffsfeld wählen würden, begann schon zweifelhaft zu werden. Taktisch 
günstiger und operativ wirksamer mußte es für sie sein, wenn die Engländer 
ihren Schwerpunkt etwas weiter nördlich, die Franzosen den ihrigen weiter 
südlich legten. Sie konnten dabei, vor allem im Zusammenwirken mit gleich- 
zeitigem französischen Angriff beiderseits von Reims, gegen den dazwischen 
weit vorspringenden Vogen der deutschen Front zu einer vielleicht aussichts- 
vollen Zangenoperation kommen. Gerade aus diesem Vogen aber sollte 
nach dem am 4. Februar erlassenen Befehl in die Siegfried-Stellung zurück- 
gegangen werden. Damit mußten sich auch die Angriffsmöglichkeiten für den 
Feind anders gestalten. 
Am 5. Februar meldete die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht, daß die 
Durchführung der mit dem Zurückverlegen der Front in die 
Siegfried-Stellung verbundenen Räumungsarbeiten (Deckname 
„Alberich") am 9. Februar beginnen würde und daß der 15. März als „Erster 
Marschtag" für das Zurücknehmen der Kampffront in Aussicht genommen 
sei; drei Tage später sollte die Siegfried-Stellung in ihrem ganzen Verlaufe 
erreicht sein. Mit der Wahrscheinlichkeit, daß der Gegner die Räumungs- 
maßnahmen vorzeitig erkannte, war zu rechnen und weiter auch mit der Mög- 
lichkeit, daß er dann, ohne die Beendigung seiner Vorbereitungen abzu- 
warten, sofort zum Angriff schritt. Es geschah daher alles nur Erdenkliche, 
die Alberich-Arbeiten, soweit das angesichts der mit ihnen verbundenen 
umfangreichen Maßnahmen verschiedenster Art möglich war, zu verschleiern, 
zum mindesten aber den Gegner irrezuführen. 
') Denkschrift der Nachr. Abt. vom 31. Dezember 1916. 
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