Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Kaiser Karl. 
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Vöhm-Crmolli von der Front des Oberbefehlshabers Ost unter den Ve- 
fehl der österreichisch-ungarischen Heeresleitung zurückkehre, „das ist unter 
direkten Vefehl Seiner Majestät". Durch Velasfung des Generals 
von Seeckt in seiner Stellung und ein Schreiben des Generalfeldmarschalls 
von Hindenburg an Feldmarschall von Conrad, in dem auf den großen 
Nutzen verwiesen wurde, den gerade die Schaffung einheitlichen Oberbefehls 
an der Ostfront für die Kriegführung der letzten Monate gebracht habe, 
sowie durch Aussprache am 5. Dezember in Pleß wurde die Angelegen- s.Dez°mber. 
heit beigelegt. Die Heeresgruppe Vöhm-Ermolli blieb beim Oberbefehls- 
Haber Ost. 
Eine Woche später wollte die österreichifch-ungarische Heeresleitung 
eine ihrer bei der 9. Armee gegen Rumänien kämpfenden Gebirgs-Vrigaden 
wegziehen, da italienische Landungen im südlichen Albanien gemeldet 
waren. Um sie von diesem Vorhaben abzubringen, bedurfte es des Hin- 
weises auf die überragende Bedeutung weiterer rascher Erfolge in Rumänien. 
Hieran schloß sich ein unmittelbarer Eingriff in das Gebiet der Obersten 
Kriegsleitung. Der Kaiser richtete an seinen Generalstabschef die Weisung: 
„Fliegerangriffe auf offene Städte und deren Bahnhöfe sind bis auf 
weiteres zu unterlassen. Sollten besondere Umstände einen solchen Angriff 
wünschenswert machen, so ist meine Entscheidung einzuholen." General- 
feldmarfchall von Hindenburg erhob Einspruch gegen den bei der 
Vermischung deutscher und österreichifch-ungarischer Truppen und ange- 
sichts der gemeinsamen Kriegführung vor allem gegen Rumänien unhalt¬ 
baren Befehl des Kaisers. Feldmarschall von Conrad wehrte sich gegen den 
Erlaß von Heeresbefehlen ohne seine Mitwirkung'). Der Kaiser ergänzte 
daraufhin seinen Vefehl für die Fronten gegen Rußland, Rumänien 
und Saloniki durch den Zusatz: „Rur dort, wo es operative Rücksichten 
dringend erfordern und Gefahr im Verzuge ist, haben die verantwortlichen 
Befehlshaber nach eigenem Ermessen entsprechend der Lage zu bestimmen, 
ob Fliegerangriffe auf Bahnhöfe und von feindlichen Truppen belegte Orte 
auszuführen sind." 
In dieselbe Zeit fällt der Entschluß des Kaisers, die österreichisch- 
ungarische Heeresleitung demnächst von Tefchen nach Baden bei Wien zu 
verlegen. So begreiflich sein Wunsch war, angesichts der schwierigen inner- 
politischen Verhältnisse dem Sitze der Regierungsgewalten dauernd nahe 
zu fein, so sehr mußte doch die weite räumliche Trennung der Heeresleitung 
von der deutschen, die man bis dahin in nur einer Stunde Kraftwagenfahrt 
erreichen konnte, für die militärische Leitung des Krieges nachteilig sein. Die 
') Cramon, „Bundesgenosse", S. 99.
	        
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