Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: Entwicklung der Gesamtlage. 
2. Dezember, gerichtet war". Der Kaiser selber aber hatte als Heeresgruppen-Oberbefehls- 
Haber, obgleich ihm in General von Geeckt ein ungewöhnlich kluger und 
taktvoller Generalstabschef zur Seite gestanden hatte, die Abhängigkeit von 
der deutschen Obersten Heeresleitung und die tiefe Einsichtnahme deutscher 
- Offiziere in innere Verhältnisse des österreichisch-ungarischen Heeres unan¬ 
genehm empfunden. 
Mit der Übernahme des Oberbefehls hielt der Kaiser eine Änderung 
der Abmachungen über die Ober st e Kriegsleitu n>g') 
für erforderlich. Cs schien ihm mit der Stellung als Souverän nicht ver- 
einbar, daß er als Oberbefehlshaber über das österreichisch-ungarifche Heer 
dem Deutschen Kaiser unterstellt sein sollte. So wurde am 2. Dezember in 
Pleß für Deutschland und Österreich-Angarn ein Zusatz zu den Ab- 
machungen vom September vereinbart, nach dem vor allen operativen Ent- 
scheidungen das Einvernehmen der beiden Heeresleitungen herbeigeführt 
werden müsse. Wurde es nicht erzielt, so sollte die Entscheidung durch 
beide Obersten Kriegsherren getroffen werden. Erst wenn auch dabei 
keine Einigung erreicht wurde, stand dem Deutschen Kaiser die endgültige 
Entscheidung zu. Diese vor den übrigen Verbündeten geheimzuhaltende 
Bestimmung bedeutete nach österreichischer Auffassung die „Rückkehr zu der 
Befehlsregelung, wie sie vor dem 6. September bestanden hatte"*). Es 
galt wie bisher so auch weiterhin, daß „bei der Entschlußfassung zu gemein- 
samen Kriegshandlungen dort, wo ausschließlich militärische Erwägungen 
sprachen, das Einvernehmen unter den Verbündeten nicht allzu schwer her- 
zustellen war. Einschneidende Schwierigkeiten ergaben sich meist erst dann, 
wenn die politischen und wirtschaftlichen Interessen und Wege irgendwie 
auseinandergingen, was mit zunehmender Kriegsdauer allerdings immer 
häufiger vorkam"^). 
Am Tage nach Übernahme des Oberbefehls teilte Feldmarschall 
von Conrad der Obersten Kriegsleitung mit, es sei „der ganz bestimmte 
Wunsch Seiner Kaiserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät", daß, 
falls General von ^ Geeckt als Generalstabschef der Heeresgruppe Erzherzog 
Josef ausscheide^), an seine Stelle ein österreichisch-ungarifcher General 
trete, ferner, daß anläßlich des Übertritts der 9. Armee von der Heeres- 
front Erzherzog Josef zur Heeresgruppe Mackensens die Heeresgruppe 
') Vgl. S. 21 f. 
-) Ssterr. amtl. Werk, Bd. V, S. 274. 
») Ebenda, Bd. VI, S. 72. 
4) Cr war anscheinend als Nachfolger des Gen. Tappen bei der Hgr. Mackensen 
(S. 308) in Aussicht genommen (bestätigt durch Genlt. von Cramon im Aug. 1937). 
-) S. 290.
	        
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