Entscheidung über Unterseekrieg erst nach Klärung der Lage.
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Schlachten auch manches riskiert, aber immer doch so, daß er die Uber-
zeugung des Erfolges gehabt hätte. Man müsse sich klar sein, daß unsere
militärische Lage heute schlecht sei". Den Einwurf des Kapitäns vonBülow:
„Gerade wenn wir schlecht ständen, sei es doch erwünscht, den Eindruck
der Stärke durch den Entschluß zum !l°Boot-Krieg zu erwecken" lehnte
General Ludendorff ab: „Ein solcher Vluff sei nicht Kühnheit, sondern
Leichtsinn, und das täte er nicht." Auch als Kapitän von Vülow darauf
hinwies, daß für den Beginn des Anterseekrieges gerade jetzt die günstigste
Zeit sei, blieb General Ludendorff bei seiner Ansicht, legte aber Wert
daraus, festzustellen und anerkannt zu sehen, daß die Oberste Heeresleitung
den A-Boot-Krieg wünsche, „sobald wir militärisch feststehen". Das täten
wir heute nicht. Vor zehn Tagen habe er gehofft, daß es heute schon der
Fall sein würde. Cr könne sich in keiner Weise binden. Cr wolle mit dem
A-Voot-Krieg aber keineswegs auf das Frühjahr hinaus. Die Marine
könne versichert fein, „sobald wir militärisch feststehen, wird er gemacht. ...
Wenn es auch nicht seine Sache sei, zu beurteilen, ob wir genug Voote
hätten, so sei es ihm doch eine Beruhigung, zu wissen, daß wir jetzt so viel
Voote hätten, daß auch er als Nichtfachmann an den Erfolg jetzt glaube.
— Er hätte sich rücksichtslos ausgesprochen, da er den Wunsch hätte, daß
volles gegenseitiges Vertrauen und Verstehen zwischen Heeres- und See-
kriegsleitung bestehe."
Über die Friedens fühler, die der Reichskanzler im Laufe des
Sommers nach Amerika ausgestreckt hatte, war die Oberste Heeresleitung
nicht unterrichtet worden. Durch ein Telegramm des Reichskanzlers an
den Kaiser vom 23.September über die dem Botschafter in Wa-s.s-pt-mber.
shington zu erteilenden „Instruktionen" erhielt sie
Kenntnis von den jetzt verfolgten Plänen. Der Botschafter Graf Bernstorff
hatte am 12.September gedrahtet, die Friedensvermittlung des Präsidenten
Wilson sei bis auf weiteres aufgeschoben, da sie wegen der Kriegserklärung
Rumäniens und der dadurch neu belebten Siegeszuversicht der Entente
augenblicklich aussichtslos sei. Falls der Präsident bei den Wahlen, die
Anfang November stattfinden sollten, Erfolg habe und bis dahin Stillstand
in den Kriegsoperationen eingetreten sei, wolle er sofort vermitteln. Cr
glaube dann stark genug zu sein, um eine Friedenskonferenz zu erzwingen.
Präsident Wilson betrachte es als amerikanisches Interesse, daß keiner der
.kriegführenden einen entscheidenden Sieg erringe.
Die daraufhin entworfenen Weisungen für den Botschafter gaben
zunächst einen allgemeinen Überblick über die militärische Lage und wiesen
des weiteren darauf hin, daß „die Marine sich mit den jetzt sehr vermehrten