Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Entscheidung über Unterseekrieg erst nach Klärung der Lage. 
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Schlachten auch manches riskiert, aber immer doch so, daß er die Uber- 
zeugung des Erfolges gehabt hätte. Man müsse sich klar sein, daß unsere 
militärische Lage heute schlecht sei". Den Einwurf des Kapitäns vonBülow: 
„Gerade wenn wir schlecht ständen, sei es doch erwünscht, den Eindruck 
der Stärke durch den Entschluß zum !l°Boot-Krieg zu erwecken" lehnte 
General Ludendorff ab: „Ein solcher Vluff sei nicht Kühnheit, sondern 
Leichtsinn, und das täte er nicht." Auch als Kapitän von Vülow darauf 
hinwies, daß für den Beginn des Anterseekrieges gerade jetzt die günstigste 
Zeit sei, blieb General Ludendorff bei seiner Ansicht, legte aber Wert 
daraus, festzustellen und anerkannt zu sehen, daß die Oberste Heeresleitung 
den A-Boot-Krieg wünsche, „sobald wir militärisch feststehen". Das täten 
wir heute nicht. Vor zehn Tagen habe er gehofft, daß es heute schon der 
Fall sein würde. Cr könne sich in keiner Weise binden. Cr wolle mit dem 
A-Voot-Krieg aber keineswegs auf das Frühjahr hinaus. Die Marine 
könne versichert fein, „sobald wir militärisch feststehen, wird er gemacht. ... 
Wenn es auch nicht seine Sache sei, zu beurteilen, ob wir genug Voote 
hätten, so sei es ihm doch eine Beruhigung, zu wissen, daß wir jetzt so viel 
Voote hätten, daß auch er als Nichtfachmann an den Erfolg jetzt glaube. 
— Er hätte sich rücksichtslos ausgesprochen, da er den Wunsch hätte, daß 
volles gegenseitiges Vertrauen und Verstehen zwischen Heeres- und See- 
kriegsleitung bestehe." 
Über die Friedens fühler, die der Reichskanzler im Laufe des 
Sommers nach Amerika ausgestreckt hatte, war die Oberste Heeresleitung 
nicht unterrichtet worden. Durch ein Telegramm des Reichskanzlers an 
den Kaiser vom 23.September über die dem Botschafter in Wa-s.s-pt-mber. 
shington zu erteilenden „Instruktionen" erhielt sie 
Kenntnis von den jetzt verfolgten Plänen. Der Botschafter Graf Bernstorff 
hatte am 12.September gedrahtet, die Friedensvermittlung des Präsidenten 
Wilson sei bis auf weiteres aufgeschoben, da sie wegen der Kriegserklärung 
Rumäniens und der dadurch neu belebten Siegeszuversicht der Entente 
augenblicklich aussichtslos sei. Falls der Präsident bei den Wahlen, die 
Anfang November stattfinden sollten, Erfolg habe und bis dahin Stillstand 
in den Kriegsoperationen eingetreten sei, wolle er sofort vermitteln. Cr 
glaube dann stark genug zu sein, um eine Friedenskonferenz zu erzwingen. 
Präsident Wilson betrachte es als amerikanisches Interesse, daß keiner der 
.kriegführenden einen entscheidenden Sieg erringe. 
Die daraufhin entworfenen Weisungen für den Botschafter gaben 
zunächst einen allgemeinen Überblick über die militärische Lage und wiesen 
des weiteren darauf hin, daß „die Marine sich mit den jetzt sehr vermehrten
	        
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