Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

O. B. Ost: Winterschlacht an der 21«. 
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und stellte damit eine operative Bedrohung dar. Brach der Gegner hier 
ein und gelang es ihm gar, den wichtigen Bahnknotenpunkt Mitau zu 
nehmen, so konnte er die gesamte deutsche Düna-Front bis über Jakob- 
stadt hinaus ins Wanken bringen. Weite Sumpfstrecken vor der deutschen 
Front beiderseits der Aa schloffen solchen Angriff während des größten 
Teiles des Jahres aus. Daher waren hier als Gruppe Mitau unter 
Generalleutnant von Pappritz (Generalkommando z.b.V. 60, Chef des 
Generalstabes Oberst Nehbel) nur schwache, im wesentlichen aus Landwehr 
und Landsturm bestehende Truppen eingesetzt, insgesamt 48 Bataillone und 
316 zum Teil unbespannte Geschütze älterer Art (davon 115 mittlere und 
schwere). Auch der gegenüberstehende Feind, Teile der russischen 12. Armee 
des Generals Nadko Dmitrijew, war — soweit man wußte — nicht stark; er 
bestand zum großenTeile aus neugebildeten lettischen Freiwilligen-Truppen"). 
In dem unübersichtlichen Wald- und Sumpfgebiet bestand die vor- 
berste deutsche Stellung aus Befestigungsgruppen auf hohen Sanddünen, 
zwischen denen in den Niederungen auf den Boden aufgesetzte Stützpunkte 
und Blockhauslinien mit flankierten Hindernissen die Verbindung herstellten. 
Einige Kilometer weiter rückwärts verlief eine noch wenig ausgebaute 
Zweite Stellung. Seit Ende Dezember hatte der Frost alle Wafferläufe 
und Sümpfe gangbar gemacht und damit der Stellung ihren Schutz ge- 
nommen. General von Pappritz hatte Reserven erbeten, die ihm aber, da 
auch beim Gegner keine Verstärkung erkennbar war, angesichts der Gesamt- 
läge nicht gegeben wurden. Am 31. Dezember beurteilte er die Lage dahin: 
„Feind rein defensiv, zeigt vermehrte Schanztätigkeit, hat das leidlich 
kampfkräftige VI. sibirische Korps aus der Front herausgezogen". Nach 
Gefangenenaussagen nahm man an, daß das Korps nach Rumänien ab- 
befördert werden sollte, während an seine Stelle das aus Landwehr be- 
stehende XXXXIII. Korps getreten sei. 
Abwehr des russischen Angriffs. 
Auf russischer Seite hatte der Oberbefehlshaber der Nordfront, 
General Rußki, bereits Mitte Dezember den Entschluß gefaßt, das Frost- 
Wetter zum Angriff auf Mitau auszunutzen. Er wußte, daß dort in weit- 
gedehnten Stellungen nur schwache deutsche Tmppen zweiter Ordnung 
standen. Für den Angriff wurde die 12.Armee unter General Radko 
Dmitrijew unauffällig auf 184 Bataillone mit 886 Geschützen gebracht, 
während man ihr gegenüber nur 66 deutsche Bataillone mit 568 Geschützen, 
') Seit Herbst 1915 waren in ihrem Heimatgebiet besondere lettische Bataillone 
aus russischen Wehrpflichtigen aufgestellt worden, die bis zum Januar 1917 auf zwei 
Brigaden angewachsen waren.
	        
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