Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Versuch zur Schaffung gemeinsamer Oberster Kriegsleitung. 
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geschlagen habe, „die einheitliche Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten 
der bulgarisch—deutsch—österreichisch-ungarisch—türkischen Kriegführung" 
offiziell zu übernehmen. „Praktisch ist diese Lösung bisher ja schon aus- 
geübt worden", so schrieb er, „indessen hat der Mangel der offiziellen 
Anerkennung doch Mißstände gezeitigt, die es nötig machen, auch hier fester 
zuzupacken". Bereits Mitte Juli, dann wieder Mitte August hatte er ver- 
sucht, auf die Kriegführung des Verbündeten gegen Italien — das einzige 
Gebiet, in das er sich seit dem Frühjahr 1915 jeglicher Einmischung ent° 
halten hatte — insofern Einfluß zu gewinnen, als er darauf drängte, auch 
die Isonzo-Front dem Vefehl des Erzherzogs Eugen wieder zu unterstellen, 
um die Gesamtheit der gegen Italien eingesetzten Kräfte besser auszunutzen. 
Indessen hatte Generaloberst von Conrad diese Lösung im Hinblick auf Ver- 
hältnisfe persönlicher Art abgelehnt. 
Am 21.August erhielt General von Eramon Weisung, mit der 
österreichisch-ungarischen Heeresleitung über den einheitlichen Oberbefehl 
des Deutschen Kaisers auf folgender Grundlage zu verhandeln: „Aus- 
führendes Organ ist der Chef des deutschen Generalstabes des Feldheeres. 
Die Selbständigkeit der einzelnen verbündeten Obersten Heeresleitungen 
innerhalb ihres besonderen Wirkungskreises soll durch diese Regelung nur 
insofern berührt werden, als es die große gemeinsame Sache durchaus 
erfordert. In der Regel wird daher auch den Anordnungen der Gesamt- 
kriegsleitung eine Verständigung mit den in Frage kommenden Obersten 
Heeresleitungen vorhergehen. Sind Anordnungen der Gesamtkriegsleitung 
aber einmal erlassen, so müssen sie unbedingt befolgt werden". General 
von Cramon begründete diesen Vorschlag mit wiederholten Anregungen 
Enver Paschas und mit der Notwendigkeit, Bulgarien, das gleichfalls den 
deutschen Oberbefehl gefordert hatte, angesichts der drohenden rumänischen 
Gefahr fest und sicher an der Seite der Verbündeten zu halten'). 
Generaloberst von Conrad lehnte den Vorschlag ab, da er das Ansehen 
der Monarchie schwer schädige und eine Auslieferung ihrer Interessen an 
das Deutsche Reich bedeute. Erzherzog Friedrich stand ihm freund- 
licher gegenüber. Die Unterstellung erheische zwar große Selbstverleug- 
nung und persönliche Opfer, fördere aber den Erfolg. Die beste Lösung 
sah er in gemeinsamer Oberster Kriegsleitung unter dem Deutschen 
Kaiser. 
Inzwischen hatte General von Falkenhayn am Morgen des 23. August August, 
im Tatra-Gebirge eine Unterredung mit dem KönigvonBulgarien, 
die offenbar auch der Frage der Obersten Kriegsleitung galt und die Wer- 
>) S. 599. 
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