Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Neuer russischer Offensivplan: Hauptangriff auf Wilna. 
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wünscht und betonte unter Hinweis auf den vorzüglichen Geist seiner 
Truppen, die Südwestfront könne nicht nur, sondern sie müsse angreifen, 
sobald an den anderen Fronten angegriffen werde, selbst wenn an Flug- 
zeugen, Pferden, Fahrzeugen und Geschossen Mangel sei. Cr verlangte 
keine Verstärkung, sondern nur, daß alle drei Heeresgruppen gleichzeitig zum 
Angriff anträten, damit der Gegner in Verwirrung gebracht und seine 
Abwehrkraft zersplittert werde. Der Angriff der Südwestfront entlaste die 
anderen Heeresgruppen, auch wenn er selbst erfolglos bliebe. 
Anter dem starken Eindruck dieser Ausführungen entschied die 24. April, 
russische Heeresleitung, daß bis zum 14.Mai alle Heeresgruppen 
angriffsbereit fein sollten. General Ewert erhob zwar in den folgenden 
Tagen nochmals Bedenken wegen des frühen Zeitpunktes, stellte auch von 
neuem unerfüllbare Forderungen an Munition und schlug — falls sie nicht 
gewährt werden könnten — statt des ihm zugedachten Hauptangriffs ein 
kleineres Unternehmen bei Varanowieze vor. Der Operations» 
befehl des Zaren vom 24. April hielt aber trotzdem daran fest, 
daß die Westfront den Hauptangriff, und zwar von Molodeczno auf Wilna, 
zu führen habe. Die um die 1. Armee verstärkte Nordfront sollte aus der 
Gegend von Dünaburg und südlich ebenfalls in der Richtung auf Wilna, 
die Südwestfront unter Beunruhigung des Gegners an ihrer ganzen Front 
von Rowno auf Luek angreifen. Die Zeit des Angriffs werde sich nach 
der Lage bei den Verbündeten und nach der Munitionszufuhr richten und 
etwa eine Woche vorher bekanntgegeben werden. Leitender Gesichtspunkt 
sei, den Gegner über Zeit und Ort des eigentlichen Angriffs zu täuschen. 
Erfahrungen des eigenen wie des französifch-belgifchen Kriegsschauplatzes 
sollten verwertet werden. 
Der deutsche Erfolg am Naroez-See am 28. April'), der die Westfront 28. Apru 
abermals 11 000 Mann kostete und ernste Schädigung der Moral zur Folge 19,9Sal' 
hatte, bedeutete für die Vorbereitung des Hauptangriffs eine fühlbare 
Störung. Die Armeen bis zum 14. Mai bereitzustellen, glückte nicht. Der 
Angriffsbeginn wurde auf Mitte Juni verschoben. Angesichts der öfter- 
reichifch-ungarifchen Angriffsvorbereitungen in Tirol trat aber schon am 
12.Mai Italien mit Mahnungen an die russische Heeresleitung heran, 
und gleich nach dem 19. Mai bat der Militärbevollmächtigte, General- 
major Graf Ruggeri, dringend um Hilfe"). General Alexejew war gegen 
sofortigen Angriff, da er nicht vorbereitet sei und es noch an Munition, vor 
allem für die schwere Artillerie, fehle. Eine Anfrage bei den Heeres- 
S. 436 f. 
2) S. 334 f. und 436 f.
	        
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