Neuer russischer Offensivplan: Hauptangriff auf Wilna. 447 wünscht und betonte unter Hinweis auf den vorzüglichen Geist seiner Truppen, die Südwestfront könne nicht nur, sondern sie müsse angreifen, sobald an den anderen Fronten angegriffen werde, selbst wenn an Flug- zeugen, Pferden, Fahrzeugen und Geschossen Mangel sei. Cr verlangte keine Verstärkung, sondern nur, daß alle drei Heeresgruppen gleichzeitig zum Angriff anträten, damit der Gegner in Verwirrung gebracht und seine Abwehrkraft zersplittert werde. Der Angriff der Südwestfront entlaste die anderen Heeresgruppen, auch wenn er selbst erfolglos bliebe. Anter dem starken Eindruck dieser Ausführungen entschied die 24. April, russische Heeresleitung, daß bis zum 14.Mai alle Heeresgruppen angriffsbereit fein sollten. General Ewert erhob zwar in den folgenden Tagen nochmals Bedenken wegen des frühen Zeitpunktes, stellte auch von neuem unerfüllbare Forderungen an Munition und schlug — falls sie nicht gewährt werden könnten — statt des ihm zugedachten Hauptangriffs ein kleineres Unternehmen bei Varanowieze vor. Der Operations» befehl des Zaren vom 24. April hielt aber trotzdem daran fest, daß die Westfront den Hauptangriff, und zwar von Molodeczno auf Wilna, zu führen habe. Die um die 1. Armee verstärkte Nordfront sollte aus der Gegend von Dünaburg und südlich ebenfalls in der Richtung auf Wilna, die Südwestfront unter Beunruhigung des Gegners an ihrer ganzen Front von Rowno auf Luek angreifen. Die Zeit des Angriffs werde sich nach der Lage bei den Verbündeten und nach der Munitionszufuhr richten und etwa eine Woche vorher bekanntgegeben werden. Leitender Gesichtspunkt sei, den Gegner über Zeit und Ort des eigentlichen Angriffs zu täuschen. Erfahrungen des eigenen wie des französifch-belgifchen Kriegsschauplatzes sollten verwertet werden. Der deutsche Erfolg am Naroez-See am 28. April'), der die Westfront 28. Apru abermals 11 000 Mann kostete und ernste Schädigung der Moral zur Folge 19,9Sal' hatte, bedeutete für die Vorbereitung des Hauptangriffs eine fühlbare Störung. Die Armeen bis zum 14. Mai bereitzustellen, glückte nicht. Der Angriffsbeginn wurde auf Mitte Juni verschoben. Angesichts der öfter- reichifch-ungarifchen Angriffsvorbereitungen in Tirol trat aber schon am 12.Mai Italien mit Mahnungen an die russische Heeresleitung heran, und gleich nach dem 19. Mai bat der Militärbevollmächtigte, General- major Graf Ruggeri, dringend um Hilfe"). General Alexejew war gegen sofortigen Angriff, da er nicht vorbereitet sei und es noch an Munition, vor allem für die schwere Artillerie, fehle. Eine Anfrage bei den Heeres- S. 436 f. 2) S. 334 f. und 436 f.