Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Wechsel des Kriegsministers. Rückzugsvorbereitungen. 
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die Armeen bei etwaigem noch weiteren Zurückweichen auf die Rokitno- 
Sümpfe1), das große Wald- und Sumpfgebiet des oberen Pripjet, stoßen 
würden. Nach bereits im Frieden angestellten Erwägungen sollte in solchem enbegmti. 
Falle das Schwergewicht der Kriegführung nördlich des Sumpfgebietes an 
den Straßen nach Moskau und Petersburg liegen. Daher wurden die nörd¬ 
lichste Armee der Südwestfront (3. Armee) und die große Bug-Festung 
Brest Litowsk bereits jetzt der Nordwestfront überwiesen. Die Grenze lag 
künftig in der Linie Rawa Ruska—Sokal, so daß die Gesamtfront in 
Polen, der ganze „vordere Kriegsschauplatz, in das Gebiet der Nordwest¬ 
front fiel. General Iwanow mit nur drei Armeen (8., 11. und 9. Armee) 
mit zwölf Korps, die 36 Divisionen und damit etwa ein Drittel des Ge¬ 
samtheeres umfaßten, fiel die Deckung südlich der Nokitno-Sümpse in der 
Richtung auf Kiew zu. Zur Zeit stützten sich seine Armeen in etwa 
300 Kilometer breiter Front auf den oberen Lauf des Bug, die Zlota Lipa 
und den Dniester bis zur rumänischen Grenze östlich von Czernowitz. 
„Den verantwortungsvollsten Teil der allgemeinen Aufgabe"^) hatte 
künftig General Alexejew als Oberbefehlshaber der Nordwestfront zu 
erfüllen. Ihm unterstanden auf einer zur Zeit 1300 Kilometer messenden 
Front acht Armeen (vom rechten Flügel beginnend: 5., 10., 12., 1., 2., 4., 3. 
und neuzubildende 13. Armee) mit 37 Korps, die 80 Divisionen und damit 
rund zwei Drittel des Gesamtheeres umfaßten. Er hatte gegebenenfalls 
die zur Zeit noch in Polen stehenden sechs Armeen durch den Raum zwi¬ 
schen Osowiec und den Rokitno-Sümpfen zurückzuführen, der trotz einer 
Breite von etwa 200 Kilometern durch die geringe Zahl der benutzbaren 
Wege doch eine Art Enge darstellte. Die Linie Lomza—Osowiec—Wald 
von Augustow mußte daher unbedingt gehalten werden; Sumpfstrecken er¬ 
leichterten das. Aber auch die Gefahr, die ein Angriff gegen den schwachen 
Nordflügel für die Gesamtlage nördlich der Rokitno-Sümpfe mit sich brin¬ 
gen konnte, „mußte die Oberste Heeresleitung stets im Auge behalten". 
So war alles durchdacht und vorbereitet für den Fall, daß der Rückzug 
unvermeidlich wurde, der die Räumung von ganz Polen mit Warschau in 
sich schloß. Dem französischen Botschafter legte Minister Sasonow am 
28. Juni in Petersburg beruhigend bar3): „Das russische Heer wird seinen 
Rückzug so langsam als möglich durchführen und jede Gelegenheit zu Gegen¬ 
angriffen und zur Beunruhigung des Feindes ausnützen. Wenn Gro߬ 
fürst Nikolaus feststellen sollte, daß die Deutschen einen Teil ihrer Streit¬ 
kräfte abberufen, um sie an der Westfront zu verwenden, wird er augen- 
*) In früheren Bänden Poljesje genannt. 
2) Danilow, S. 522. 
8) Palsologue I, S. 360.
	        
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