Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

548 Der Angriff des Oberdefehlshabers Ost gegen die russische Narew-FronL. 
14. August. 
hat sich, wie zu erwarten war, der Zange entzogen und läßt sich frontal in 
der ihm erwünschten Richtung zurückdrängen. Er vermag sich mit Hilfe 
seiner guten Bahnen nach Belieben zu gruppieren und starke Kräfte gegen 
meinen, seine Verbindungen bedrohenden linken Flügel zu führen. Diesen 
sehe ich als gefährdet an. Andererseits ist nur noch aus Gegend Kotono ein 
entscheidender Schlag möglich, obgleich hierfür leider bedenklich viel Zeit ver¬ 
loren ist. Ich beantrage daher nochmals dringend eine Verstärkung meines 
linken Flügels, um je nach deren Ausfall entweder offensiv zu werden oder 
wenigstens das bis jetzt gewonnene Gebiet zu behaupten. Daß ich in der 
Offensive meines linken Flügels gegen Verbindungen und Rücken des Fein¬ 
des die einzige Möglichkeit zu desien Vernichtung erblickt habe, betone ich 
nochmals. Diese Offensive ist wahrscheinlich auch jetzt noch das alleinige 
Mittel, einen neuen Feldzug zu vermeiden, im Falle es hierzu nicht bereits 
zu spät ist." 
• Demgegenüber legte General vonFalkenhayn in seiner ausführ¬ 
lichen Antwort vom 14. August dar: „Eine Vernichtung des Feindes ist von 
den laufenden Operationen im Osten niemals erhofft worden, sondern ledig¬ 
lich ein den Zwecken der Obersten Heeresleitung entsprechender entscheidender 
Sieg. Die Vernichtung im ganzen durste in vorliegendem Falle nach meiner 
Ansicht, die nach Billigung durch Seine Majestät allein maßgebend bleiben 
muß, auch nicht angestrebt werden. Es fehlen einfach die Grundbedingungen 
dafür, denn man kann einen der Zahl nach weit überlegenen, frontal gegen¬ 
überstehenden Gegner nicht zu vernichten streben, der über vorzügliche Ver¬ 
bindungen, beliebige Zeit und unbeschränkten Raum verfügt, während man 
selbst in eisenbahnlosem, wegearmem Gelände mit enger Zeitbegrenzung und 
in Verbindung mit sehr vielen nicht stoßkräftigen, teilweise sogar nicht wider¬ 
standsfähigen Truppen zu operieren gezwungen ist. Daß der Feind aber jetzt 
schon für unsere Zwecke entscheidend geschlagen ist, wird niemand bezweifeln, 
der sich vergegenwärtigt, daß die Russen in drei Monaten etwa 750 000 
Mann allein an Gefangenen, ungezähltes Material, neben Galizien das 
Königreich Polen und das Herzogtum Kurland, endlich die Möglichkeit ver¬ 
loren haben, Osterreich-Angarn während der Einleitung des italienischen 
Krieges oder überhaupt in absehbarer Zeit ernstlich zu bedrohen, sowie die 
andere, ihre Odeffa-Armee, im kritischen Moment am Balkan einzusetzen. Es 
besteht ferner einige Aussicht, daß sich die Ergebnisse der Operationen noch 
erhöhen, da es gelungen ist, in den Raum zwischen Vialystok und Brest 
Litowsk nicht weniger als fünf gründlich geschlagene feindliche Armeen zu 
drängen." — Daneben räumte der Generalstabschef jetzt zum ersten Male 
ein, die Operation wäre „vermutlich noch entscheidender verlaufen, wenn 
es möglich gewesen wäre, gleichzeitig mit ihr einen Stoß über den Njemm
	        
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