Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

350 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 
19. August. 
24. und 
25. August. 
wesentlich günstigeres Ergebnis der Operation zu erreichen. Da diese Be- 
urteilung den Verzicht auf die Narew-Operation in sich schloß, traf sie an 
den Gedankengängen des Generals von Falkenhayn vorbei, für den solcher 
Verzicht niemals in Frage gekommen war. 
Daß General von Falkenhayn schließlich die durch den Fall von Nowo- 
georgiewfl am 19. August freiwerdenden Kräfte für das Njemen-Gebiet 
zur Verfügung stellte1), vermochte die aufs äußerste gesteigerte Span¬ 
nung zwischen den beiden höchsten deutschen Kom¬ 
mando stellen in keiner Weise zu beheben. Sie war seit der Bil¬ 
dung der Heeresgruppe Prinz Leopold dauernd gewachsen. Zu den bis¬ 
herigen Streitpunkten war bereits ein neuer getreten durch das Bedürfnis, 
die von den Ereignissen überholte Unterstellung von Teilen des Heimat¬ 
gebietes (sechs Stellvertretende Generalkommandos nebst ihren Festungen) 
unter den Oberbefehlshaber Oft2) aufzuheben. 
Am 24. August antwortete General von Falkenhayn auf die 
Beschwerden des Generalfeldmarschalls vom 12. August3). Er hob dabei 
hervor, daß keine der von ihm selbst vorgeschlagenen oder entsprechend seinen 
Befugnissen angeordneten Maßnahmen „je aus anderen wie rein sach¬ 
lichen Gründen erfolgt sei". In eindrucksvollen Sätzen führte er dann aus: 
„In meiner Stellung habe ich die Verantwortung für den Gesamtverlauf 
des Krieges vor meinem Gewissen, vor unserem König und Herrn und vor 
unseren Enkeln ganz allein zu tragen. Niemand kann sie mit mir teilen, 
niemand sie mir abnehmen, niemand dabei auch nur im geringsten helfen. 
In dieser Stellung meine ehrliche, sachliche Überzeugung der Ansicht irgend¬ 
eines anderen, mag er auch noch so hoch stehen, oder gar einer persönlichen 
Rücksichtnahme, mag die in Frage kommende Person auch noch so ver¬ 
ehrungswürdig sein, unterzuordnen, wäre ein Verbrechen, für das es keine 
nähere Bezeichnung gibt, nicht etwa, weil ich mich für bester halte als 
viele andere — ich kenne meine Unzulänglichkeit nur zu genau —, sondern 
weil es in meinem Amt, das mir nicht durch eigenes Zutun oder auf eigenen 
Wunsch, vielmehr lediglich durch das Vertrauen Seiner Majestät im schwer¬ 
sten Augenblick des Krieges übertragen worden ist, nach meiner Auffassung 
keine sachlichen Kompromisse geben darf, und weil meine vornehmste Pflicht 
in diesem Amte die ist, alle Teile unserer Wehrmacht im gemeinsamen 
Wirken zum Wohle des Ganzen nach dem einheitlichen Willen der Obersten 
Heeresleitung, die selbstverständlich nur denjenigen Seiner Majestät ver¬ 
tritt, zu vereinigen." 
Noch war dieses Schreiben des Generalstabschess nicht in der Hand 
9 S. 379. — -) Band II, S. 46, und Band V, S. 558. 3) S. 347.
	        
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