Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Angriff der 9. Armee gegen die Vorstellungen von Warschau. 
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dann am 24.Juli die Nachricht von der Einnahme der Narew-Festungen 
Pultusk und Rozan kam, schien es der Obersten Heeresleitung wie dem 
Oberbefehlshaber Ost höchste Zeit, nun auch von Westen her mit beson¬ 
derem Nachdruck gegen die Rüsten vorzustoßen. Der Angriff sollte nach 
Möglichkeit beschleunigt werden. 
Planmäßig begann unter Leitung des Generals der Fußartillerie, rs.I«u. 
Obersten Hüther, am 25. Juli um 11° vormittags das Wirkungsschießen aus 
rund 150 Rohren, davon etwa 80 schweres und ein schwerstes Steilfeuer, 
gegen den acht Kilometer breiten Angriffsabschnitt westlich von Piaseczno. 
16 Bataillone Infanterie standen zur Verfügung; sie sollten um 3° nach¬ 
mittags zum Sturm antreten. Den Kern bildete die Infanterie der 49. Re- 
serve-Division, die aber zur Vorbereitung auf ihre Aufgabe nur so wenig 
Zeit gehabt hatte, daß sie sich bis zum Beginn des Wirkungsschießens erst 
auf 600 bis 800 Meter an die Stellungen des Gegners heranarbeiten konnte 
und schließlich aus 400 Meter Entfernung den Sturm versuchte. Sie stieß 
meist schon im Vorfelde auf russische Postierungen und fand die feindlichen 
Drahthindernisse noch unversehrt. Die zu einem erheblichen Teil aus 
Landsturm mit älteren Geschützen bestehende Artillerie hatte bei Regen und 
schlechter Sicht nicht die erhoffte Wirkung gehabt. Starkes russisches Feuer 
schlug den Angreifenden entgegen. Am 7° abends ließ General von Scheffer 
dem Armee-Oberkommando melden, es sei trotz Einsatzes aller verfügbaren 
Munition nicht gelungen, die russische Stellung sturmreif zu machen. Cr 
ließ den Angriff einstellen. Der Versuch hatte 750 Mann Verluste gekostet. 
Der Oberbefehlshaber, der dem Angriff der 49. Reserve-Division persönlich 
beigewohnt hatte, befahl nochmalige sorgfältige Artillerievorbereitung, um 
im Anschluß daran den Angriff zu wiederholen. Dazu mußte neue Muni¬ 
tion abgewartet werden. 
Inzwischen begann man aber die Widerstandskraft der russischen Stel- r«.su«. 
lungen doch höher zu bewerten. Rach Meldungen der Artillerie schienen 
sie insgesamt stärker ausgebaut zu sein, als es bei Gorlice der Fall gewesen 
sei; die zur Bekämpfung zugewiesenen Munitionsmengen aber seien dort 
größer gewesen. Abends wurde vom Oberbefehlshaber Ost an 
die Oberste Heeresleitung gemeldet: Der gestrige Kampf und Erkundungen 
hätten ergeben, daß die russischen Stellungen außerordentlich stark seien. 
Schwere Feldhaubitzen durchschlügen die Deckungen nicht; ob diese betoniert 
seien, wäre noch nicht festgestellt. In Übereinstimmung mit dem Oberkom¬ 
mando 9 hielt der Oberbefehlshaber Ost einen Durchbruch daher nur „nach 
systematischer Zerstörung der Stellung durch schweres Steilfeuer mit ent¬ 
sprechendem Munitionseinsah" für möglich. Im übrigen seien jetzt auch 
t Weltkrieg. VIII. Band. 2.2
	        
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