Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Absichten und Krästeeinsah. 
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diese Frage bejaht und einen Vorstoß nördlich des Rjemen in Aussicht 
genommen. Die daraufhin von der Obersten Heeresleitung aus dem Westen 
zugeführten Kavallerieverbände, 3. und bayerische Kavallerie-Division, wur¬ 
den zunächst an der ostpreußischen Südgrenze bereitgestellt, da das Unter¬ 
nehmen angesichts der Schneeschmelze einstweilen noch nicht ausführbar war. 
Seit den unbedeutenden Märzkämpfen herrschte nördlich des Rjemen 
Ruhe. Landwehr und Landsturm unter Generalleutnant von Pappritz, in 
Stärke einer schwachen Division, und die 6. Kavallerie-Division hielten hier 
Wacht. Ein 12 bis 15 Kilometer breiter Streifen war bis zu den vorder¬ 
sten russischen Sicherungen frei; sie standen östlich von Iurborg, und ihre 
Linie zog sich von da nordwärts über Konstantynow bis zur Küste nördlich 
von Polangen; die sehr weitläufige Aufstellung hatte eine Gesamtaus¬ 
dehnung von 150 Kilometern. Dahinter waren stärkere Kräfte vor allem 
bei Skaudwile angenommen, wo die halbe 68. Infanterie-Division stehen 
sollte. Alles Übrige schienen minder kampfkräftige Landwehrtruppen zu sein, 
die nach Ansicht des Oberbefehlshabers Ost nicht einmal für den deutschen 
Landsturm ein gleichwertiger Gegner waren. Alles in allem rechnete man 
mit einer Stärke von nur etwa 25 000 Mann mit 20 Maschinengewehren 
und 22 Geschützen. Dieser Feind genoß in seiner Südflanke den Schutz der 
großen Njemen-Festung Kowno, während in seiner Nordflanke der ehe¬ 
malige Kriegshafen Libau so gut wie unbesetzt war. 
Der Oberbefehlshaber Ost wollte die Russen durch über¬ 
raschenden Angriff vom Njemen und von Kowno abdrängen mit dem Ziele, 
ihre Hauptkräfte abzufangen. Angesichts der zahlenmäßigen Schwäche und 
der geringen Kampfkraft des Gegners schien das eine besonders dankbare 
Aufgabe für Kavallerie zu sein. Die Infanterie sollte ihr lediglich als 
Rückhalt dienen und nur dann eingreifen, wenn stärkerer Widerstand die 
erwartete rasche Vorwärtsbewegung hinderte. 
Die für das Unternehmen bestimmten Kräfte wurden erst unmittelbar 
vor besten Beginn im Angriffsraume zusammengezogen. Cs waren ins¬ 
gesamt etwa drei Infanterie- und drei Kavallerie-Divisionen^), die unter 
dem Kommandierenden General des XXXIX. Reservekorps, General¬ 
leutnant von Lauen st ein, als besondere „Armee-Grupp e" dem 
Oberbefehlshaber Ost unmittelbar unterstellt wurden. Jeder Kavallerie- 
Division wurde wieder, wie einst im Bewegungskriege, ein Infanterie- 
Bataillon zugeteilt, die Fahrzeuge, soweit nötig, gegen leichtere umgetauscht. 
Trotzdem mußte sich bei den überaus ungünstigen Wegeverhältnissen der 
1) Gen. Kdo. XXXIX. R. K. mit % 78. R. D. von der 10. Armee, 6. R. D. von 
der 9. Armee, Abt.PaPprih (bisher Esebeck), H.K.K. 1 mit 3. u. bayer. K. D., 6. K. D.
	        
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