Absichten und Krästeeinsah. 107 diese Frage bejaht und einen Vorstoß nördlich des Rjemen in Aussicht genommen. Die daraufhin von der Obersten Heeresleitung aus dem Westen zugeführten Kavallerieverbände, 3. und bayerische Kavallerie-Division, wur¬ den zunächst an der ostpreußischen Südgrenze bereitgestellt, da das Unter¬ nehmen angesichts der Schneeschmelze einstweilen noch nicht ausführbar war. Seit den unbedeutenden Märzkämpfen herrschte nördlich des Rjemen Ruhe. Landwehr und Landsturm unter Generalleutnant von Pappritz, in Stärke einer schwachen Division, und die 6. Kavallerie-Division hielten hier Wacht. Ein 12 bis 15 Kilometer breiter Streifen war bis zu den vorder¬ sten russischen Sicherungen frei; sie standen östlich von Iurborg, und ihre Linie zog sich von da nordwärts über Konstantynow bis zur Küste nördlich von Polangen; die sehr weitläufige Aufstellung hatte eine Gesamtaus¬ dehnung von 150 Kilometern. Dahinter waren stärkere Kräfte vor allem bei Skaudwile angenommen, wo die halbe 68. Infanterie-Division stehen sollte. Alles Übrige schienen minder kampfkräftige Landwehrtruppen zu sein, die nach Ansicht des Oberbefehlshabers Ost nicht einmal für den deutschen Landsturm ein gleichwertiger Gegner waren. Alles in allem rechnete man mit einer Stärke von nur etwa 25 000 Mann mit 20 Maschinengewehren und 22 Geschützen. Dieser Feind genoß in seiner Südflanke den Schutz der großen Njemen-Festung Kowno, während in seiner Nordflanke der ehe¬ malige Kriegshafen Libau so gut wie unbesetzt war. Der Oberbefehlshaber Ost wollte die Russen durch über¬ raschenden Angriff vom Njemen und von Kowno abdrängen mit dem Ziele, ihre Hauptkräfte abzufangen. Angesichts der zahlenmäßigen Schwäche und der geringen Kampfkraft des Gegners schien das eine besonders dankbare Aufgabe für Kavallerie zu sein. Die Infanterie sollte ihr lediglich als Rückhalt dienen und nur dann eingreifen, wenn stärkerer Widerstand die erwartete rasche Vorwärtsbewegung hinderte. Die für das Unternehmen bestimmten Kräfte wurden erst unmittelbar vor besten Beginn im Angriffsraume zusammengezogen. Cs waren ins¬ gesamt etwa drei Infanterie- und drei Kavallerie-Divisionen^), die unter dem Kommandierenden General des XXXIX. Reservekorps, General¬ leutnant von Lauen st ein, als besondere „Armee-Grupp e" dem Oberbefehlshaber Ost unmittelbar unterstellt wurden. Jeder Kavallerie- Division wurde wieder, wie einst im Bewegungskriege, ein Infanterie- Bataillon zugeteilt, die Fahrzeuge, soweit nötig, gegen leichtere umgetauscht. Trotzdem mußte sich bei den überaus ungünstigen Wegeverhältnissen der 1) Gen. Kdo. XXXIX. R. K. mit % 78. R. D. von der 10. Armee, 6. R. D. von der 9. Armee, Abt.PaPprih (bisher Esebeck), H.K.K. 1 mit 3. u. bayer. K. D., 6. K. D.