Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

Die Operationen der Russen. 
203 
Am Abend des Tages erkannte General Nußkidie ganze Größe der 
Gefahr, die sich aus der neuen Niederlage seiner gegen Norden eingesetzten 
Armeeteile ergab: der Gegner hatte sich zwischen die 1. und 2. Armee ge- 
schoben; der Weg über Piontek stand ihm offen, um die eine oder die andere 
in der Flanke zu fassen. Reserven, die Lücke zu schließen, fehlten. Der 
Vorschlag der Obersten Heeresleitung, ein Korps mit der Bahn nach Kutno 
zu werfen, versprach keinen Erfolg mehr; es würde doch zu spät kommen. 
Die 2.und 5. Armee mußten also ostwärts zurückgenommen werden, mußten 
in die Linie Sgjersh—Pabianize—Petrikau ausweichen. Um das zu ermög- 
lichen, befahl General Rußki der 1. Armee und den beiden rechten Flügel- 
korps der 2. Armee, trotz allem wieder anzugreifen, um den Gegner auf sich 
zu ziehen. Was an einzelnen Regimentern in Warschau und Nowo- 
georgiewsk zur Hand war, insgesamt allerdings nur sechs Bataillone^), sollte 
mit der Bahn nach Lowitsch gefahren werden, um die linke Flanke der 
I. Armee zu decken, die sonst umfaßt und in die Weichsel geworfen werden 
konnte. Auch die Anfang November aus Asien bei der 10. Armee in Ost¬ 
preußen eingetroffene 6. sibirische Division sollte herangezogen werden. So 
hoffte General Rußki, den Zusammenschluß zwischen seiner 1. und 2.Armee 
wiederherzustellen. Dafür aber war zwischen der nach Norden rückenden 
5. und 4. Armee ein neue Lücke zu gewärtigen, die dann von der 4. Armee 
zu schließen war. 
Dem Angriffsbefehle der Heeresgruppe zu entsprechen, reichte indessen is.Nove«»«r. 
die Kraft der gegen Norden stehenden vier Korps nach den bisherigen 
Niederlagen in keiner Weise mehr aus; nicht einmal am Bsura-Ner- 
Abschnitt vermochten sie sich am 16. N ov ember^) zu behaupten. General 
Rußki hielt aber an seinem Angriffsentschluß fest und schickte die 
5. Kavallerie-Division des Kavalleriekorps Nowikow nach Sgjersh entgegen. 
Cr wollte die vier bis fünf deutschen Korps, die er jetzt ziemlich richtig in 
der Lücke zwischen der eigenen 1. und 2. Armee annahm, mit elf russischen 
Korps schlagen. Von den anrückenden Verstärkungen wurden größte 
Märsche verlangt, um die Armeen bis zum 17. November abends entfaltet 
bereit zu haben. Zu diesem plötzlichen Frontwechsel zweier bisher neben- 
einanderstehenden Armeen nach der rechten Flanke waren aber Bewegungen 
nötig, die in so großem Verbände äußerst schwierig auszuführen waren und 
zum mindesten erhebliche Reibungen im Nachschub zur Folge haben 
mußten. Die 2. Armee sollte nach der rechten Flanke aufmarschierend, mit 
drei Korps die Linie Strykow—Sgjersh—Konstantinow, mit einem Korps 
') Zwei Regimenter der 3. turkestanischen Schützen-Vrigade und das Regiment 
d« Vsfizier-Schießschule. — -) S. 85 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.