Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Frage des Schwerpunktes der Kriegführung im Januar 1915. 
Während sich zu Beginn des Krieges den Bemühungen der Mittel¬ 
mächte um die Schaffung eines Balkanblockes gegen Rußland nicht un¬ 
günstige Aussichten boten, hatten sich diese trotz des Eintrittes der Türkei 
in den Krieg immer mehr verschlechtert. Die Mittelmächte mußten es jetzt 
schon als einen Erfolg ansehen, wenn es ihnen gelang, Italien und die 
Valkanstaaten neutral zu erhalten. 
Am die Jahreswende begannen die politischen Fragen immer stärkeren 
Einfluß auch auf die Führung der militärischen Operationen zu gewinnen. 
Bereits in den Weihnachtstagen 1914 hatte der österreichisch-ungarische 
Gesandte in Bukarest, Graf Czernin, bei einer Besprechung in Teschen 
General v. Conrad darauf hingewiesen, daß Italien und Rumänien in den 
Krieg eintreten würden, wenn die Mittelmächte bis zum Frühjahr keinen 
großen Erfolg errungen hätten. Rumänien schiene seine Entschlüsse von 
Italien abhängig zu machen, das „immer unverschleierter seine alten Forde¬ 
rungen nach Abtretung österreichisch-ungarischen Gebietes geltend gemacht" 
Habens. Diese Aussprache war die Veranlassung zu der Drahtung des 
Generals v. Conrad an General v. Falkenhayn vom 27. Dezember 1914"), 
in der er seinen früher schon erwogenen Gedanken aufs neue entwickelte, 
daß „völliger Erfolg auf dem östlichen Kriegsschauplatz nach wie vor ent¬ 
scheidend für die Gesamtlage und äußerst dringend sei". Ein solcher Erfolg 
sei nur durch den Einsatz neuer deutscher Kräfte aus dem Westen oder neuer 
Formationen erreichbar. „Rascher Entschluß und rasche Durchführung 
unbedingt notwendig, wenn dem Eingreifen Neutraler, welches spätestens 
Anfang März sicher zu erwarten ist, zuvorgekommen werden soll. Hoff¬ 
nungen der Diplomatie auf Sprengung der Entente durch Sonderabkommen 
mit einem oder anderem Teil halte ich unter gegenwärtigen Verhältnissen 
und ohne einen entscheidenden Erfolg unsererseits für ganz aussichtslos." 
Dieses Telegramm bewies dem deutschen Generalstabschef, daß seine 
Hoffnung, die Oppelner Besprechung vom 19. Dezember 19143) habe die 
über die weitere Führung des Zweifrontenkrieges bestehenden Gegensätze, 
wenn auch nicht behoben, so doch einstweilen überbrückt, trügerisch war. Die 
Gedankengänge des Generals v. Falkenhayn bewegten sich gerade in diesen 
Tagen in völlig anderer Richtung. 
Die deutsche Oberste Heeresleitung hatte von Kriegsbeginn bis zum 
Abschluß des Bewegungskrieges ihre vornehmste Aufgabe darin gesehen, auf 
dem westlichen Kriegsschauplatz gegen die Franzosen und Engländer mög- 
Band VI, S. 412. 
2) Band VI, S. 360 f. Dort ist der wesentliche Inhalt des Schreibens außer 
den die zukünftigen Operationen behandelnden Gedankengängen wiedergegeben. 
s) Band VI, S. 354 und 419.
	        
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