Volltext: Österreich (3; 1923)

Aus der Geschichte eines Landsturm-,,Etappen"-Bataillons 
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flammender Purpur. Im Widerschein schimmern die Felsgipfel auf, 
scharf hebt sich ihr Schnee ab und glimmert wie rinnendes Blut. 
Jetzt übergießt das Morgenrot auch den Wald. Das Fahle ver¬ 
wandelt sich in ein tiefes Blau. Stellenweise rötlich schimmernd. 
Die Felsen stehen da, wie durchflutet vom Purpur. Es ist, als 
stünde eine Welt in Flammen. 
Berg an Berg und Brand an Brand 
Lodern hier zusammen, 
welch ein Glühen! ^a, so stand 
Troja einst in Flammen! 
Langsam steigt die Sonne empor, sieghaft blitzen ihre Strahlen 
über die Welt — langsam verlischt das Rot des Alpenglühens und 
ein goldiges Netz umspannt das All. Da horch — ein ratterndes, 
surrendes Brummen irgendwo in den Lüften — immer stärker und 
stärker, da entdeckt das Auge durch das Feldglas die Ursache — 
einen Flieger, eben aus einem Wölkchen auftauchend, wie ein un¬ 
geheurer Drache schwebt er hoch über uns. Deckem, decken! erschallt 
ein Ruf, denn noch wissen wir nicht, ob Freund oder Feind durch 
die Lüfte segelt und ob es ein bewaffneter oder ein unbewaffneter 
Flieger ist. Aber im Augenblick darauf wissen wir es: es ist ein 
feindlicher Laproni! Unsere Abwehrgeschütze beginnen im Verein 
mit den Maschinengewehren zu spielen. Schuß um Schuß geben 
jene ab, Salven um Salven ratschen diese herunter. Nochmals: 
Decken, decken! Denn auch die Abwehr kann gefährlich werden in¬ 
folge der Sprengstücke der Schrapnells, die mit drohendem, surrendem 
Singen niederfahren. Zahlreiche rot-weiße Wölkchen von Schrap¬ 
nells erscheinen vor und hinter dem Flieger, ihn umschwärmend, 
wie ein gereizter Bienenschwarm, dem er, zornig surrend, durch 
allerhand Bewegungen zu entgehen sucht. Da surrt es wieder 
^ irgendwo — ein zweiter Flieger taucht auf, ein Freund, wie wir 
' an seinen Abzeichen an den Flügeln erkennen. Jetzt hat er den 
Gegner gesichtet und strebt auf ihn zu. Die Unserigen stellen das 
Feuern ein. Gin Luftkampf — welch eine Abwechslung! Unser 
Flieger sucht den Gegner zu überhöhen, dieser will das gleiche. 
Das geht so eine weile. Endlich gelingt es unserem Luftfahrer. 
Und nun plappert sein Maschinengewehr mit ganz kurzen pausen, 
gleichsam zum Atemholen. Was ist das? Der welsche beginnt zu 
schwanken, leicht, aber doch! Hat er etwas abgekriegt? Und jetzt 
wendet er und surrt mit auffallender Schnelligkeit in gerader Rich¬ 
tung nach welschland zu. Unser tapferer Luftkamerad folgt ihm 
getreulich, stets über ihm und spricht abermals mit seinem Ma¬ 
schinengewehr ein sehr vernehmliches Deutsch. Vielleicht auch ein 
furchtbares, denn unsere Gegner müssen fühlen, ordentlich fühlen, 
ehe sie verstehen. Die beiden Luftkämpfer verschwinden in der 
Ferne. (Später hörten wir, daß der Welsche, merkbar beschädigt, 
innerhalb der feindlichen Linien niederging, unser Flieger aber trotz
	        
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