Volltext: Österreich (3; 1923)

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und Kampfmitteln der späteren Kriegsjahre sozusagen in den Kinder¬ 
schuhen steckte. 
Für den Durchbruch wurde in unserem Abschnitte als taktisch 
günstigster Teil der feindlichen Front jener gewählt, der gegenüber 
und rechts des Wal gelegen war. Dort waren die beiderseitigen 
Stellungen am nächsten, ^00—1(000 Schritt entfernt, Wald und 
Gestrüpp ermöglichten größtenteils verdeckte Annäherung, die feind¬ 
liche Linie war deutlich sichtbar und bot ein gutes Artillerieziel; 
fiel der „Zuckerhut", der im Linbruchsraum gelegen war, in unsere 
Sand, dann war ein Aufrollen der feindlichen Front nach beiden 
Seiten durchführbar. Auch die zweite feindliche Stellung, die auf 
der flachen, etwa 2 km entfernten Höhe 18s festgestellt war, konnte 
günstig beschossen, der Raum bis dahin unter eigenem Feuer gehalten 
und auf dem Verbindungsrücken vom Wal zur genannten Höhe 
durchschritten werden. 
Das Divisionskommando entschloß sich daher, den Angriff auf 
die russische Stellung am „Zuckerhut" und die daran anschließenden 
Teile anzusetzen. Die geschilderten Verhältnisse wären sogar für 
einen Überfall günstig gewesen und ein solcher wurde ernsthaft in 
Erwägung gezogen. Da aber die wichtigste Vorbedingung für sein 
Gelingen, die Überraschung der Russen war und diese durch das auf 
die übrigen Abschnitte der ganzen weiten Angriffsfront einsetzende 
Artilleriefeuer ohnehin alarmiert sein mußten, wurde dieser Plan 
fallen gelassen und der systematische Angriff vorbereitet. 
Zur Verfügung standen das oberösterreichische Infanterie-Regi¬ 
ment Nr. (Großherzog von Hessen), das Salzburger Infanterie- 
Regiment Nr. 59 (Erzherzog Rainer) und das 2. Regiment der 
Tiroler Kaiserjäger, jedes zu ^ Bataillonen, zusammen \2 Ba¬ 
taillone. Sie zählten zu den besten der österreich-ungarischen Armee 
und hatten in den schweren Kämpfen des Jahres WH rühmlichste 
Waffentaten vollbracht; auf ihre Stammangehörigen war voll zu 
rechnen. Leider waren auf Befehl des Armeeoberkommandos kurz 
vorher in die Reihen des tapferen Infanterie-Regiments 59 mehrere 
Hunderte Angehörige des wegen Unverläßlichkeit und verrätereien 
aufgelösten tschechischen Infanterie-Regiments Nr. 36 eingeteilt 
worden, die man durch diese Rkaßregel unschädlich zu machen hoffte. 
Wie verfehlt dies war und welche üblen Folgen dies hatte, sollten 
leider die Ereignisse beweisen. 
An Artillerie waren 72 Geschütze vorhanden. Schon der Um¬ 
stand, daß darunter 46 Feldkanonen und nur ein 30,5 ein Rkörser, 
zwei 2\ cm Rkörser, zwölf (5 cm Haubitzen, der Rest (0 cm Feld¬ 
haubitzen und \2 cm Belagerungskanonen waren,, läßt erkennen, 
daß.Anzahl, Gattung und Kaliber der Angriffsartillerie weit hinter 
jenen Anforderungen zurückblieben, die spätere Kriegserfahrung für 
einen, in einem Divisionsabschnitte anzusetzenden Durchbruch als an¬ 
gemessen erachtete. Trötzdem war es für österreich-ungarische
	        
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