Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

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Steinitz und Br ose h 
deten die beiden großen Gürtelfestungen Krakau und Przemysl etwas 
Gegebenes. Sie waren ¡mehr ;aus allgemeinen, wehrgeographisehen Grün¬ 
den als in Verbindung mit ganz bestimmten operativen Absichten erbaut 
worden. Nun sollten diese Plätze wenigstens erhalten bleiben. Conrad 
war aber von Haus aus gegen die Gürtelfestungen. Ihre starken Be¬ 
satzungen entzogen der Verwendung im freien Felde allzuviel Trup¬ 
pen, Bau und Erhaltung kosteten beträchtliche Summen. So waren die 
unter Panzer stehenden Werksgeschütze sehr teuer, auch deckte die 
verfügbare, besonders .ausgebildete Mannschaft der Festungs artillerie 
nur knapp den Bedarf. Als Ersatz für permanente Befestigungen nahm 
er daher — vornehmlich in Manövrier räumen — den Bau feldmäßiger 
und behelfsmäßiger Anlagen in Aussicht. 
Für seine Bestrebungen, die 3600 km messenden Reichsgrenzen mit 
zweckmäßig angelegten Befestigungen auszustatten, gewann Conrad in 
dem FML. Freih. v. Leithner — er hatte dessen Ernennung zum General¬ 
genieinspektor im September 1907 beantragt — einen außerordentlich 
wertvollen und hochbegabten Mitarbeiter. 
Als durch die Marokko- und dann die Annexionskrise, die libysche 
Expedition der Italiener und am meisten durch die Balkankriege die 
Unruhe in Europa zusehends gewachsen war, mußte sich die Monarchie 
doch auch zu Rüstungsmaßnahmen entschließen. Für die Fortifikatio- 
nen entwarf man Mindestprogramme, worin die ,,Dringlichkeitsfolge 
für Neubauten, Modernisierungen und Ergänzungen festgesetzt wurde. 
Zu beachten ist, daß der Generalstabschef stets die Beschaffung offen¬ 
siver Kampfmittel, insbesondere die Aufstellung einer modernen An¬ 
griff sartillerie vor die Erfordernisse der Reichsbef estigung gereiht bat, 
doch auch bei dieser war er immer darauf bedacht, daß sie nicht nur 
Abwehrzwecken zu dienen habe, sondern auch Offensivhandlungen zu 
unterstützen vermöge. 
II. Die Front gegen Rußland 
Hiezu Skizzen 1 bis 4 
DER AUSBAU IM FRIEDEN 
Das galizisch-bukowiniscbe Anland der Karpathen (Skizze 1) ist 
Manövriergebiet; die Kriegshandlung hat dort keine nennenswerten 
Berg- oder Flußhindernisse zu bewältigen. Ungeachtet dessen dachte 
man schon vor mehr als einem Jahrhundert daran, hier ständige Be-
	        
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