6 Steinitz und Br ose h deten die beiden großen Gürtelfestungen Krakau und Przemysl etwas Gegebenes. Sie waren ¡mehr ;aus allgemeinen, wehrgeographisehen Grün¬ den als in Verbindung mit ganz bestimmten operativen Absichten erbaut worden. Nun sollten diese Plätze wenigstens erhalten bleiben. Conrad war aber von Haus aus gegen die Gürtelfestungen. Ihre starken Be¬ satzungen entzogen der Verwendung im freien Felde allzuviel Trup¬ pen, Bau und Erhaltung kosteten beträchtliche Summen. So waren die unter Panzer stehenden Werksgeschütze sehr teuer, auch deckte die verfügbare, besonders .ausgebildete Mannschaft der Festungs artillerie nur knapp den Bedarf. Als Ersatz für permanente Befestigungen nahm er daher — vornehmlich in Manövrier räumen — den Bau feldmäßiger und behelfsmäßiger Anlagen in Aussicht. Für seine Bestrebungen, die 3600 km messenden Reichsgrenzen mit zweckmäßig angelegten Befestigungen auszustatten, gewann Conrad in dem FML. Freih. v. Leithner — er hatte dessen Ernennung zum General¬ genieinspektor im September 1907 beantragt — einen außerordentlich wertvollen und hochbegabten Mitarbeiter. Als durch die Marokko- und dann die Annexionskrise, die libysche Expedition der Italiener und am meisten durch die Balkankriege die Unruhe in Europa zusehends gewachsen war, mußte sich die Monarchie doch auch zu Rüstungsmaßnahmen entschließen. Für die Fortifikatio- nen entwarf man Mindestprogramme, worin die ,,Dringlichkeitsfolge für Neubauten, Modernisierungen und Ergänzungen festgesetzt wurde. Zu beachten ist, daß der Generalstabschef stets die Beschaffung offen¬ siver Kampfmittel, insbesondere die Aufstellung einer modernen An¬ griff sartillerie vor die Erfordernisse der Reichsbef estigung gereiht bat, doch auch bei dieser war er immer darauf bedacht, daß sie nicht nur Abwehrzwecken zu dienen habe, sondern auch Offensivhandlungen zu unterstützen vermöge. II. Die Front gegen Rußland Hiezu Skizzen 1 bis 4 DER AUSBAU IM FRIEDEN Das galizisch-bukowiniscbe Anland der Karpathen (Skizze 1) ist Manövriergebiet; die Kriegshandlung hat dort keine nennenswerten Berg- oder Flußhindernisse zu bewältigen. Ungeachtet dessen dachte man schon vor mehr als einem Jahrhundert daran, hier ständige Be-