Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Rückzug der 6. Armee in die zweite Stellung 
629 
blieb dem 6. Armeekmdo. nichts anderes übrig, als die in ihren beiden 
Flanken bedrohte 25. ID. und das ebenfalls doppelt umfaßte XXIV. 
Korps zurückzunehmen. Noch am Nachmittag befahl das 6. Armeekmdo. 
den Rückzug. Die ganze 6. Armee sollte in die von Segusino über den 
Mt. Rarberie nach dem Mt. Monoader (Höhen südlich von Miane) und 
weiter über die Hügel westlich und südlich von Conegliano zum Anschluß 
an den Monticano führende, wohl flüchtig vorbereitete, aber keineswegs 
ausgestaltete zweite Stellung zurückgeführt werden. 
Rei Einbruch der Dunkelheit trat die 25. ID. den Rückmarsch auf die 
Höhen von Farra di Soligo an. Nur im Kampfe mit dem nachstoßenden 
Feind gelang dieser Division der Rückzug. Dagegen konnte sich das 
XXIV. Korps hinter dem Vorhang von Nachhuten noch unverfolgt auf 
die Hügel von Conegliano zurückziehen. Auf diesem nächtlichen Marsche 
begann sich aber das Gefüge des bisher wackeren Honvédkorps, das noch 
kurz zuvor dem angreifenden Feinde mutig entgegengetreten war, schon 
bedenklich zu lockern. 
Das Übergreifen der Meutereien au] die Fronttruppen der Heeresgruppe 
Boroevic 
Hi e zu Beilage 35 
Während die Schlacht am Piave entbrannte, hatte sich schon der 
Zerfall der Armee, der mit den Meutereien südslawischer und ungari¬ 
scher Regimenter an der Tiroler Front begonnen hatte (S. 592 und 
608 f.), über die Heeresgruppe Roroevic ausgebreitet. Rei diesen betrüb¬ 
lichen Vorgängen bestätigten sich die schon im Rereiche der Heeresgruppe 
Tirol gemachten Erfahrungen, daß die in Reserve stehenden, deim Kampfe 
seit längerer Zeit entrückten, dafür aber den Einflüssen des Hinterlan¬ 
des, der Etappe und der Politik viel stärker ¡ausgesetzten Truppen in 
ihrem inneren Gefüge viel rascher litten, als die Resatzungen der vor¬ 
dersten Linien. 
Namentlich bei der Armeegruppe Reiluno zeigte es sich, daß ein gro¬ 
ßer Teil der außerhalb der Kampffront befindlichen Verbände bereits völlig 
unverläßlich geworden war, während sich die Truppen in der Kampffront 
unter den schwierigsten Verhältnissen noch mit großem Heldenmute der 
italienischen Angriffe siegreich erwehrten (S. 598 ff.). Den Reigen der Meu¬ 
tereien im Rücken der tapfer ausharrenden Stellungstruppen der Armee¬ 
gruppe Reiluno eröffneten — wie erwähnt — schon am 23. Oktober