Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Einnahme von Brest-Litowsk 
721 
nachdem die 2. utnd die 4. Armee bereits bis in die Front östlich von 
Bielsk—Januszy—Demianczyczy zurückgewichen waren. Die in noch viel 
bedrohterer Lage befindliche 3. Armee wurde „zum sicheren Festhalten 
der Lesna und der nach Pru±any führenden Straße angewiesen, ihren 
rechten Flügel zu verstärken und den linken Flügel rasch zurückzu¬ 
nehmen". Das bedeutete die Preisgabe der Festung Brest-Litowsk. 
Abgehorchte Funksprüche hatten den Verbündeten diese Absicht 
ohnehin bereits enthüllt. Man wußte, daß die 4. und die 3. Russen¬ 
armee Befehl erhalten hatten, noch während der Nacht auf den 26. mit 
der Hauptkraft in die Linie Gajnowka—Stoczok—Soloducha—Wola- 
2abinka zurückzugehen. Auf dem gleichen Wege wurde bis zum 26. auch 
der Entschluß Alexejews, seine Armeen in zwei bis drei Tagmärschen 
auf die Linie Grodno—Szereszowo—Kobrin zurückzunehmen, bekannt. 
Bezeichnenderweise enthielt der Befehl an die russischen Truppen die 
Aufforderung an die Führer, auf strenge Manneszucht zu sehen und dem 
Sinken der Moral durch die Erinnerung an das Jahr 1812 zu begegnen. 
Für die Streiter der Heeresgruppen Mackensen und Prinz Leopold 
galt es jetzt, allseits raschestens vorzustoßen und insbesondere bei Brest- 
Litowsk ehestens den Fortsgürtel zu bezwingen, um dem Feinde noch 
möglichst viel Abbruch zu tun. Letztgenannte Aufgabe fiel vornehmlich 
dem k. u. k. VI. Korps zu. Der Feind hatte in den Werken bei Kobylany 
und Koroszczyn und zwischen diesen Orten starke Stellungen bezogen. 
Am Abend standen die öst.-ung. Truppen knapp vor den im heftigen 
Feuer der schweren Artillerie liegenden Werken, in denen ebenso wie da¬ 
hinter in der Stadt große Brände wüteten. In weitem Umkreise erschüt¬ 
terten Sprengdetonationen die Luft. Aber trotz dieser untrüglichen An¬ 
zeichen bevorstehender Räumung der Festung leistete der Feind noch 
immer hartnäckigen Widerstand. Nicht ohne empfindliche Verluste bahn¬ 
ten sich die Regimenter des VI. Korps zwischen explodierenden Minen 
den Weg durch die feindlichen Drahthindernisse1). Bei sinkender Nacht 
drang die Honvéd in das Werk von Kobylany ein, nordöstlich davon 
stürmte die 12. ID. ein anderes Festungswerk. Der Gürtel war durch¬ 
brochen; die siegreichen Regimenter drängten noch in der Nacht ost¬ 
wärts vor, fanden aber die Werke des inneren Festungsgürtels bereits 
gesprengt und verlassen. Am 26. um 3hfrüh kamen vorgeschobene Ba¬ 
taillone an das Südende der Kernbefestigungen sowie an die brennende 
Straßenbrücke. Rasch war ein Steg fertiggestellt, um das jenseitige Ufer 
zu gewinnen. 
i) Arz, 90. 
II 46
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.