Der Verteidigungsplan des GdK. Rohr
523
mäßig freiwillig aufgegeben hatte, dies selbst dort, wo die 4. Armee eng
massiert zum Angriff auf Toblach bereitgestellt war. Das Unterbleiben
dieses Vorstoßes hat den strategischen Offensivplan Cadornas um eine
grundlegende Voraussetzung ärmer gemacht und war sicherlich von nach¬
teiliger Rückwirkung auf die Kämpfe der italienischen Streitkräfte im
benachbarten Kärntner Abschnitt.
Die Ereignisse an der Kärntner Front vom 23. Mai
bis Anfang Juli 1915
Die ersten Grenzkämpfe und der Aufmarsch des
k.u. k. VII. Korps bis Ende Mai
Hiezu Beilage 26 sowie Skizzen 31 und 32
Als GdK. Rohr am 22. Mai seinen nunmehr verringerten Wirkungs¬
kreis als Armeegruppenkommandant des Hauptrayons Kärnten übernahm,
fiel ihm die Aufgabe der unbedingten Behauptung des Karnischen Kammes
und der Kärntner Sperren zu. Hiezu plante er, das Vordringen der Italiener
schon in den Grenzstellungen aufzuhalten; im Falle der Unmöglichkeit
sollte wenigstens die feindliche Vorrückung gegen das Innere des Landes
verzögert werden. An Streitkräften waren dem General die in Kärnten
aufgestellte 92. ID., FML. v. Langer, und die bei Lienz als Reserve und
Verbindungsgruppe mit Tirol stehende 57. HaBrig., GM. Lanzinger,
weiters das von Galizien nach Villach anrollende VII. Korps, GdK. Erz-
herzog Joseph (20. HID. und 17. ID.), und die bei der 4. Armee neufor¬
mierte, auf der Tauernbahn heranbeförderte 59. GbBrig., GM. Fernengel,
unterstellt (S.410).
Am 23. Mai noch in Wien weilend, teilte Rohr seinen Grenzrayon in
zwei Abschnitte und wies den westlichen, von der Tiroler Grenze bis zum
Kanaltal reichenden, dem Erzherzog Joseph zu, der mit der 183. IBrig. der
92. ID., der 57. HaBrig., der 59. GbBrig. und der 17. ID. zunächst auf dem
Karnischen Kamm, in zweiter Linie auf den Gailtaler Alpen hartnäckigen
Widerstand leisten sollte. Den Grenzraum südlich des Kanaltales bis zum
Krn und die Kärntner Sperren hatte FML. Langer mit der 184. IBrig.
seiner Division und der 20. HID. zu verteidigen. Insbesondere wurde ihm
die Behauptung des Raumes um Tarvis ans Herz gelegt, dann die Ver¬
hinderung eines italienischen Einbruches in das obere Savetal sowie eines
solchen aus dem Gailtal oder über den Wurzenpaß gegen Villach, wozu