Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Der Mangel an Gewehren 
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Zeugnisse der beiden Waffenfabriken Steyr und Budapest beigesellen. 
Die Steyrer Fabrik steigerte ihre Leistung von 2000 Gewehren im Sep¬ 
tember 1914 auf 26.000 im Dezember und auf 32.000 im Jänner 1915. 
Die wesentlich kleinere Budapester Fabrik erzielte eine Durchschnitts¬ 
leistung von 6000 Gewehren in Monat. Einige Erleichterung brachte auch 
die anwachsende Menge russischer Beutegewehre, die zur Aufnahme 
unserer Patrone umgearbeitet werden konnten. 
Ein Vergleich dieser Zahlen mit der Masse der zum Kriegsdienst 
Einberufenen ergibt ein gewaltiges Soll selbst dann, wenn kein Gewehr 
unbrauchbar geworden oder verloren gegangen wäre. Nun nahm aber 
der Verlust an Gewehren gleich zu Beginn beängstigende Formen an und 
alle Gegenmittel, die von der Heeresleitung aufgewendet wurden (strenge 
Ahndung im Falle persönlicher Schuld, Prämien für Verwundete, die ihr 
Gewehr zurückbrachten usw.), konnten nicht verhindern, daß der Ge¬ 
samtabgang an Gewehren Ende 1914 schon eine Million betrug, welche 
gewaltige Masse durch die bei den Armeen „ersparten", d. i. heimlich 
zurückbehaltenen Gewehre kaum nennenswert verringert wurde. Die Leid¬ 
tragenden dieser Entwicklung waren zunächst die Ersatzkörper, die sich 
bei der Ausbildung mit gewehrähnlich zugeschnittenen und ausgestatteten 
Holzstangen begnügen mußten. Die Marschbereitschaft der Ersatztrans- 
porte hing oft vom Eintreffen der Gewehre ab. Nicht selten kamen sie 
unbewaffnet in den Armeebereich und es konnte bei der Not an Mann 
geschehen, daß ein oder der andere Befehlshaber den Vorschlag machte, 
die Unbewaffneten so nahe hinter die Kampflinie zu stellen, daß jeder 
von ihnen sofort an Stelle eines Toten oder Verwundeten einspringen 
konnte. Wenn die Heeresleitung auch auf derlei Anträge nicht einging, so 
vermochte sie es doch nicht zu verhindern, daß mancher Ersatzmann bei 
seinem Einrücken ins Gefecht höchstens ein paar scharfe Schüsse, vielleicht 
auch gar keinen abgegeben hatte. Auch die sonstige, unter erschwerten 
Bedingungen meist nur einige Wochen währende Ausbildung hatte oft 
ein so unzulängliches Ergebnis, daß die nunmehr zum größten Teil aus 
solch neueingestellten Kämpfern bestehenden Abteilungen durch geringe 
Festigkeit und mangelndes Geschick bei Märschen und Gefechten über¬ 
große Verluste erlitten. 
Nicht geringe Schwierigkeiten ergab die Versorgung mit Munition, 
wo Gewehre verschiedenen Kalibers verwendet wurden. Wohl hatte man 
es im allgemeinen durch Tausch erreicht, daß die Werndl-Einzellader 
bei den Landsturmsicherungen in der Heimat blieben. Aber es kam, zu¬ 
mal bei der improvisierten Armeegruppe Pflanzer-Baltin, doch vor, daß
	        
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