Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Lage um die Jahreswende 1914/15 
Waffen- und Truppengattungen mit Ausnahme der Reiterei als Feldfarbe 
gewählt hatte, entsprach wegen des blauen Einschlages nicht den Forde¬ 
rungen möglichst geringer Sichtbarkeit. Man begann im Frühjahr 1915 
mit der Nachlieferung von Uniformen in feldgrauer Farbe, die sich im 
Gelände wesentlich weniger abhob und in der sich das Stoff zeug auch 
leichter herstellen ließ als jenes in blaugrauer oder brauner Farbe, ein 
Vorteil, der mit zunehmender Stoffknappheit besonders ins Gewicht fiel. 
Neben der normalen Bekleidung heischte der Winterkrieg auch die 
Lieferung von Schneemänteln, Wollwäsche, Pelzen, Winter Schutzmitteln 
aller Art. An ihnen war im ersten Kriegswinter kaum ein Mangel, da 
sich auch die private Hilfsbereitschaft der Heimat in reichem Maße aus¬ 
wirken konnte. 
Die Ausrüstung des öst.-ung. Infanteristen war wahrlich nicht leicht 
zu nennen. Der Mann trug mit Gewehr, Patronen, Spaten, Kochgeschirr, 
Tornister, gerolltem Mantel und Zeltblatt nicht selten nahezu 30 kg. 
Vornübergebeugt wie ein Lastträger, das Antlitz der Erde zugewandt, 
schleppte er sich viele hunderte Kilometer weit. Kein Wunder, daß schon 
bei den ersten Rückzügen, wenn sich die Bande der Ordnung etwaslockerten, 
vor allem der schöne, wertvolle Kalbfelltornister daran glauben mußte 
und weggeworfen wurde. An seine Stelle trat der bei den Tiroler Kaiser¬ 
schützen längst eingeführte Rucksack, der schon nach einem halben Jahr 
den Tornister fast völlig verdrängen und der Silhouette des öst.-ung. 
Soldaten gemeinsam mit der sehr praktischen weichen Kappe fernerhin 
ihr Gepräge geben sollte. Dem Tornister folgte auch das Ledertraggerüst, 
das aus Mangel an Material durch Hanf gurten ersetzt wurde. Das kost¬ 
bare Leder sollte später immer mehr aus der Ausrüstung des Mannes 
verschwinden. 
Über all diesen Schwierigkeiten standen aber in der ersten Kriegs¬ 
zeit die, die sich aus dem Mangel an Gewehren gleich nach Kriegsaus¬ 
bruch ergaben. Von den 2.5 Millionen Gewehren, über die man bei der 
Mobilisierung verfügte, waren ein Drittel moderne M. 95-Gewehre. Die 
zwei anderen Drittel bestanden wohl auch zum größten Teil aus solchen 
mit 8 mm Kaliber, die mitunter allerdings schon 26 Jahre alt waren. 
Auch 100.000 Werndl-Einzellader befanden sich unter ihnen. Außerdem 
wurden in der großen Waffenfabrik Steyr 75.000 rumänische 6,5 mm- 
Gewehre und 70.000 mexikanische 7 mm-Repetiergewehre M. 13 und 14 
mit Beschlag belegt und im verbündeten Deutschen Reiche noch 60.000 
Stück 7,9 mm-Mausergewehre, in der Schweiz etwa 10.000 Mehrlader 
erstanden. Dieser Menge konnten sich in den nächsten Monaten die Er-
	        
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