Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Karpathenwinter 1914/15 
Falkenhayn durchaus beipflichtete1), nur durch schleunigste und weitest¬ 
gehende Befriedigung ihrer Gebietswünsche im Zaume halten. Aus diesem 
Grunde stellte der deutsche Generalstabschef jetzt ganz andere opera¬ 
tive Ideen zu Conrads Erwägung. 
Die von Mackensen abgezweigten deutschen Kräfte seien nicht in 
den Karpathen, sondern verstärkt durch weitere, der Ostfront zu. ent¬ 
nehmende Verbände gegen Serbien zu verwenden, wo der durch Kämpfe, 
Krankheiten und Entbehrungen geschwächten feindlichen Armee, die 
auch bittere Not an Kriegsmaterial leide, ein entscheidender Schlag ver¬ 
setzt werden könne. Damit würde auch die Geltung Österreich-Ungarns 
auf dem Balkan und gegenüber Italien wieder hergestellt werden. 
Rumäniens Haltung, das erhoffte Losschlagen Bulgariens an der Seite 
der Mittelmächte und die außerordentlich wichtige Verbindung mit der 
Türkei seien ausschließlich von der Lage in Serbien abhängig2). Dieses 
Unternehmen werde aber nur dann zum Ziele führen, wenn die Armee 
Boroevic die Karpathenpässe trotz ausbleibender Unterstützung auf die 
Dauer von sechs bis acht Wochen behaupten könne; ebenso dürfe für 
Przemysl bis Ende Februar keine Gefahr bestehen. 
In Teschen war man solchen Plänen durchaus abgeneigt. So wurde 
auch dem Wunsche der DOHL., beim k.u.k. Ministerium des Äußern Zu¬ 
geständnisse an Italien zu befürworten, nicht entsprochen. Conrad warnte 
im Gegenteil den Grafen Berchtold davor, die italienische Neutralität 
durch Gebietsabtretungen erkaufen zu wollen und betonte auch nach¬ 
drücklich, daß derzeit ohne entscheidenden Erfolg gegen Rußland selbst 
der größte Sieg über Serbien politisch wirkungslos bleiben würde. Auch 
der spätere Besuch des Erzherzog-Thronfolgers beim Kaiser Wilhelm 
galt vor allem der Zurückweisung des deutschen Ansinnens, österreichi¬ 
sches Gebiet an Italien abzutreten. 
Nach diesen fruchtlosen Bestrebungen, ein erwünschteres Tätigkeits¬ 
feld für die der deutschen Ostfront entnommenen Kräfte zu gewinnen, 
verständigte die DOHL. das AOK. am 8. Jänner, daß sie zweieinhalb 
Infanteriedivisionen und eine Kavalleriedivision abgeben werde. Diese 
sollten mit gleich starken öst.-ung. Kräften als Südarmee unter den Be¬ 
fehl des deutschen Gdl. v. Linsingen gestellt werden, dem Ludendorff 
*) Die voraussichtliche Bedrohung der Südflanke des deutschen Westheeres durch 
ein feindliches Italien mag für die Stellungnahme Falkenhayns gleichfalls von Einfluß 
gewesen sein. 
2) Vgl. auch Falkenhayn, Die Oberste Heeresleitung 1914—1916 in ihren 
wichtigsten Entscheidungen (Berlin 1929), 48 f.
	        
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