Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Karpathenwinter 1914/15 
daß jeder Einbruch in das Gebiet der Donaumonarchie auch auf deut¬ 
schen Widerstand stoßen würde. Durch Entsendung je eines deutschen 
Halbbataillons nach Trient, Görz und Kronstadt sollte den beiden neu¬ 
tralen Mächten das Zusammenstehen der Verbündeten vor Augen geführt 
werden. Aus diesem Grunde hatte schon früher ein für die Südarmee 
bestimmtes deutsches Bataillon den Umweg über das Banat gemacht, um 
dem Feinde hier den Ersatz jener ansehnlichen Kräfte vorzutäuschen, die, 
wie noch zu erwähnen sein wird, von der Armee des Erzherzogs Eugen 
gegen Norden transportiert wurden. Dem neuerlichen Wunsche des AOK. 
zur Abgabe von deutschen Truppen für Demonstrationszwecke versagte sich 
jedoch die DOHL., da sie meinte, die beantragten Entsendungen würden 
von Italien und Rumänien als Drohung aufgefaßt werden und ungünstig 
auf die im Zuge befindlichen Verhandlungen mit der Consulta einwirken. 
Ohne Italien werde Rumänien niemals gegen die Donaumonarchie zu 
Felde ziehen. 
Conrad regte weiters am 16. Jänner im Großen Hauptquartier an, 
die neuaufgestellten deutschen Korps auf dem rechten Weichselufer in 
der Richtung Mlawa—Pultusk anzusetzen, wovon er sich eine Entlastung 
der beabsichtigten Karpathenoffensive versprach. Waren dann alle ver¬ 
fügbaren Kräfte zusammengefaßt und gelang es, den russischen Nord¬ 
flügel zu zertrümmern, so mußte dies den Rückzug der feindlichen Streit¬ 
kräfte im Weichselbogen nach sich ziehen. Falkenhayn antwortete zu¬ 
stimmend, behielt sich aber die Festsetzung des Verwendungsraumes dieser 
Korps noch vor. „Mit schwerem Herzen" verzichtete er damit für längere 
Zeit auf eine aktive Kriegführung größeren Stils im Westen, weil er 
glaubte, daß Österreich-Ungarn sonst in kurzer Frist unter den Kriegs¬ 
lasten zusammenbrechen würde1). Diese Auffassung erwies sich denn 
doch als zu pessimistisch. Waren auch die bisher an die k. u. k. Streit¬ 
kräfte gestellten Anforderungen außerordentlich hohe, so erscheint das 
Urteil Falkenhayns durch das noch mehr als dreieinhalb Jahre währende 
Ringen des öst.-ung. Heeres widerlegt. 
Die Kämpfe in der schneebedeckten unwirtlichen Karpathenland¬ 
schaft waren schon in vollem Gange, als Falkenhayn am 26. Jänner nach 
Teschen mitteilte, daß die aus vier Korps neugebildete deutsche 10. Ar¬ 
mee2), GO. v. Eichhorn, am 7. Februar die Operationen in Ostpreußen 
aufzunehmen haben werde. Freilich entsprach die gewählte Richtung 
nicht völlig den Wünschen des k. u. k. Generalstabschefs. 
1) F a 1 k e n h a y n, 49 f. 
2) Drei neuformierte und das XXI. Korps von der Westfront.
	        
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