Volltext: Ein Volk in Waffen

herzlich hielt er mir beide Hände hin und hieß mich in Bapaume 
willkommen. „Aber dies Zimmer ist zu klein." — „Nein, es reicht 
vollkommen." — „Schön! Wir nehmen die Mahlzeiten zusammen 
ein, ich bin jetzt mehrere Tage dienstfrei und werde Ihnen alles 
zeigen, was hierherum sehenswert ist." 
Dann plauderten wir, bis es Zeit war zum Abendessen im 
Offizierskasino. Als wir eintraten, waren schon alle versammelt. 
Am großen Tisch präsidierte Exzellenz von Plettenberg, komman¬ 
dierender General des Gardekorps, Generaladjutant des Kaisers 
und ein alter Freund des schwedischen Generals Bildt. Ein 
großer, schlanker, weißhaariger Mann, ein echter Soldat, fühlte 
er sich nirgends so wohl wie im dichtesten Kugelregen. Er setzte 
sich gleich den Feldmarschällen von Haeseler und von der Goltz 
unbedenklich den schlimmsten Gefahren aus, er konnte mitten in 
der Nacht zu den vordersten Schützengräben gehen und in einer 
Entfernung von 200 Metern das französische Gewehrfeuer auf 
sich lenken — nur um zu sehen, wie es den Soldaten ging, und 
sich persönlich davon zu überzeugen, ob alles in bester Ordnung 
sei. Ein großartiger Zug nach meinem Dafürhalten; denn der 
Mut des Heerführers stählt den der Soldaten. General Pletten¬ 
berg hatte eine frische, impulsive Art, war aber , jetzt sehr ernst, 
wohl weil er kürzlich einen Sohn im Kriege verloren hatte. Ost 
schwieg er lange und saß nachdenklich am Tisch, dann aber blitzten 
plötzlich seine Augen, und er scherzte, wie gesundheitsgcführlich doch 
der Krieg sei; man schösse so fahrlässig, die Kanonen würden so 
unvorsichtig aufgestellt und die Granaten schlügen manchmal gerade 
da ein, wo sich Menschen aufhieltcn. 
Als der Genera! die Gesellschaft zeitig verließ, um an seine 
nächtliche Arbeit zu gehen, lud der Herzog ein Dutzend fröhliche 
Offiziere in sein Haus. Im Salon würden die Zigarren an¬ 
gebrannt und schäumender Wein geschenkt. Die Stimmung war 
großartig. Nirgends eine Verdrießlichkeit bei diesen Männern, 
von denen viele noch am selben Tage dem Tod ins Angesicht ge¬ 
schaut hatten, aus Schützengräben oder Luftschiffen oder auf ge- 
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