Volltext: Schärding [5]

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„das Gotteöhauö 21 Schuh hoch bis fast an daö 
Gesiinö aufgeführt und gemauert, auch die „alte 
Kapelle zu einer Sakristei solchermaßen zugerichtet 
worden sei, daß man gleich hinter dem Choraltar 
hineingehen könne, inzwischen aber bis die Kirche 
völlig erbaut und der Choraltar aufgesetzt, würde 
allda nach wie vorher zelebriert und der Gottesdienst 
verrichtet." Daö noch erhaltene Altärchen der alten 
Kapelle ist wohl eine sichere Arbeit des Bildhauers 
Klain auö 1662. (Bild III/18). In dieser ersten 
Bauperiode besichtigte der Kurfürst selbst daö Werk 
111117, Kreuzsäule in Maria Brunnenthal 
und erzeigte daran „ein sonderbares gnädigstes Wohl 
gefallen" (Bild »I/16). 
Am 29. November 1667 legte der Landrichter Graf 
Preysing eine von dem Schärdinger Schreinermeister 
Johann ChrifostomuS Fink „selbst verfaßte Visier" 
zum Hochaltar vor, der nach deS Landrichters Meinung 
nun zu beginnen wäre (Abb. 111/ly). Der Voranschlag 
lautete auf 1632 fl, wovon aus das Altarbild Letten- 
bichlerS 200 fl entfielen. Inzwischen hatten sich aber 
bereits die beiden Münchener Künstler, der Bildhauer 
Caspar Amort u. der Hofmaler Karl Pfleger beim 
Kurfürsten beschwert, daß zur Altararbeit in Brunnen 
thal der Hofmaler in Passau (Lettenbichler) zuge 
zogen wurde" und so die Arbeit außer Landes komme. 
Bereits am 5. Dezember 1667 langte in Schärding 
der kurfürstliche Befehl ein, daß auch Pfleger „ein 
Visier verfassen und seine Anforderung benennen 
solle." Am 17. März 1668 berichtete der Landrich 
ter neuerlich, daß Pfleger für daö Altarblatt 100 
Dukaten begehre und daß er den Schreiner zu Schär 
ding Johann ChrifostomuS Fink, der „daö Corpus 
machen und verfertigen solle, eigenö nach München 
abgefertigt habe, damit er sich mit dem Maler unter 
rede." Am 4. April 1668 ordnete der Geistliche Rat 
an, daß der Schreiner Fink auf Grund seiner Unter 
redung mit dem Hofmaler Pfleger eine neue Visier 
vorlege. Nach Vorlage der Visier entstand zwischen 
dem Hofmaler und dem Schärdinger Schreiner eine 
scharfe Controverse. Der Hofmaler wollte daö Bild 
statt 12 Schuh 10 Zoll hoch und 7 Schuh 8 Zoll 
lll|l8. Altärchen in der Sakristei von Brunnenthal 
breit gar 15 Schuh hoch und 9 Schuh breit malen, 
wogegen der Schreiner einwarf, daß damit daö Blatt 
die halbe Höhe des ganzen Werks einnehme, und man 
dadurch, weil die Seitenfiguren schon gemacht seien, 
die Dicke der Säulen verringern müßte, waö „der 
Architektur zuwider wäre." Der Hofmaler übte eine 
ganz bissige Kritik an dem Entwurf des biederen 
Schärdinger Schreiners. Er warf ihm vor, daß „die 
Engelsköpfe auf den Kragsteinen mehr dem Medusen 
haupt auf dem Schild der Pallas gleichsähen, daß 
die Muscheln in den Figurennischen mehr Feder 
buschen als natürlichen Muscheln gleichkämen, daß
	        
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