Volltext: Schärding [5]

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Ottokare, das Schloß Schärding erbaute (castrum 
construxit); denn es konnte sich damals nicht mehr 
um eine erstmalige Erbauung des Schlosses Schär 
ding handeln, sondern wahrscheinlich nur um den 
Umbau deö hölzernen Bollwerks in einen modernen 
steinernen Fortifikationöbau, gerade so wie ja auch 
Herzog Ludwig I. von Bayern (1183 —1231) unge 
fähr gleichzeitig die hölzerne Bergwarte von Lands- 
hut zu einer wirklichen Burg aus Steinwerk umge 
staltete. Dem wohl damals entstandenen Schärdinger 
Bollwerk, versorgt init steinernen Häusern und 
Kasten, umgürtet von Türmen und Mauern, welches 
den Platz der später so genannten „Inneren Burg" 
die Feste" dürfen wir wohl manchen Adaptierungö- 
und Renovierungsbau iin sogenannten „Inneren 
Schloß" verstehen. Die Gedenktafel in der Stadt 
pfarrkirche bleibt vorerst wohl, biö irgend welche 
neue Urkunden auö der Vergessenheit gehoben werden 
können, das wichtigste Dokument für die Baugeschichte 
der Burg Schärding. Aus den folgenden Jahrhun- 
derten sind wir, abgesehen von der unten in An 
merkung 2 zitierten Bemerkung Rumplers, wieder 
ohne Nachrichten über die Baugeschichte deö Schlosses, 
wiewohl es nicht dem geringsten Zweifel unterliegt, 
daß es schon der Natur einer Grenzfestung entsprach, 
daß ständig daran verbessert und gebaut wurde, wie 
Ill>2. Schärding: Das Schloßstöckl 
eingenommen haben dürfte, fügte schließlich Herzog 
Ludwig der Gebartete in den Jahren 1429 —1437 
einen zweiten Befestigungsgürtel hinzu. Er ließ, wie 
sein Gedenkstein in der Stadtpfarrkirche sagt, den 
Zwinger an dem Vorhof des Schlosses, das Tor 
und die Türme von Grund aus herausmauern, den 
Graben brechen von beiden Seiten an den Inn, er 
ließ auch den Stadtzwingerturm, das sogenannte 
Obere Tor, dann das Allerheiligentor und daS Jnn- 
tor, ferner den Zwinger vom Aichbühel biö an den 
Vorhof der Feste von Grund auö herausmauern, 
er ließ den Stadtgraben brechen und graben von 
beiden Seiten biö zum Inn und ließ auch viel 
anderes nützliches Gebäu tun für Stadt und Feste 
Schärding. Unter denr „anderen nützlichen Bau für 
z. B. Herzog Albrecht um 1505 den vorderen Schloß- 
turm, der etwa mit dein von Herzog Heinrich mit 
Geschützen über den Haufen geworfenen „anderen 
Turm" identisch sein könnte, neu aufbaute, von dem 
heute noch das Erdgeschoß steht, oder wie der kunst- 
frohe Herzog Wilhelm V. (1579 — 1598) den Vor 
bau zum Turm, das sogenannte Schloßstöckl, welches 
heute das Museum enthält, iin Stil der deutschen 
Renaissance errichtete (Abb. 111/2), 
Desto wertvoller ist es für uns, daß uns gerade 
aus der Zeit, wo die Burg ihren fortifikatorischen 
Wert bereits verloren hatte und kaum mehr etwas 
neues zugebaut wurde, andererseits aber die Feste 
noch unversehrt in ihrem alten stolzen Ansehen da 
stand, eine z i e m l i ch genaue und a n s ch a u-
	        
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