Volltext: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 45. und 46. Jahrgang (45. und 46. Jahrgang / 1925)

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sonderer Gunst, da er gegen die Freien und Ausgelassenen scharf vorgeht. 
Endlich ist es ihm auch gelungen, mehrere Personen zum Ausspähen zu 
gebrauchen, da man sonst den Leuten nicht beikommen kann, denn sie 
wissen sich arg zu verstellen. So fand sich unlängst ein sehr Suspekter 
ein und denunzierte eine Person, datz sie ein ketzerisches buch bei sich 
habe. Dies tat er natürlich nur, um jeden Argwohn von sich abzuwälzen 
und zu erfahren, wie der Missionär sich in solchen Fällen verhalte, um 
sich danach richten zu können. — 19. Nov. bericht desselben: Nachdem 
er mit Ende Oktober auch die Auslegung des symboli apostolorum nebst 
Erklärung der laufenden Evangelien in zwei Mitteldörfern, wohin 
allezeit die benachbarten kamen, beendet und die Witterung es nicht 
mehr gestattet, eine größere Volksmenge unter freiem Himmel zu ver 
sammeln, hat er im Rov. angefangen, in verschiedenen Dörfern in den 
Bauernhäusern die Ehristenlehre zu halten. Sonst hat er durch geheimes 
Zureden verdächtige Dienstboten so weit gebessert, daß wider dieselben 
keine Klage mehr zu hören ist. Sn zwei Dörfern haben die sonst kalt 
sinnigen Inwohner sich entschlossen, zur allgemeinen Erbauung die bilder 
des Erlösers am Kreuz als ein Kennzeichen des wahren Christentums 
anzubringen. — Dez. Derselbe an Alex (III) von Kremsmünster: Die 
Rekrutierung ist von guter Wirkung. Die Erwachsenen kommen nun 
sehr zahlreich zur Ehristenlehre, so daß es schon vonnöten gewesen, in 
den sonst ziemlich großen bauernstuben die Türen auszuheben, damit 
die Anwesenden im Vorhaus und in der Küchel zuhören könnten. Zu 
bedauern ist nur, daß die meisten von den liederlichen Gesellen die vor 
geschriebene Größe zu Soldaten nicht Haben. — 
pöndorf (Frankenmarkt). 1582. 17. Sept. Supplik der Gemeinde 
an herz. Wilhelm von Bayern betr. Wiederbesetzung der Pfarrei mit 
einem k. Priester: Der besuch der p. Pfarrkirche ist ihnen verboten 
wegen der darin gepredigten Irrlehre. Einige Jahre haben sie bei aller 
beschwernis zu Straßwalchen den Gottesdienst besucht, Sakramente 
empfangen, die Kinder taufen lassen. Doch haben einige allzuweit dort 
hin, und so mutz vor allem die Jugend ununterwiesen göttlichen Worts 
in der Grobheit aufwachsen. Drückend ist, daß sie vom Pfleger zu Fried 
burg insgesamt zur Strafe verurteilt sind, weil sie angeblich trotz des 
Verbotes die p. Kirche besuchten. Es könne schon sein, daß einzelne, wenn 
sie in p. bei Amt zu tun haben oder zu einer Beerdigung gehen, auch 
die Kirche besuchen. Aber eine allgemeine Strafe ist doch hart. In 
Todesnöten bekomme man oft keinen Geistlichen aus Straßwalchen, weil 
diese dort zu tun haben. Dabei müsse man noch für p. Kirchenzehnten 
zahlen. — 
1611. 20. Juli. Regierung in burghausen an herz. Maximilian: 
Der Friedburger Pfleger habe berichtet, daß barth. Khevenhiller, Graf 
zu Frankenburg, einen sektischen Prädikanten in Frankenmarkt ein 
gesetzt habe. Da der letztere Pf. zugleich p. innehabe, habe sich der 
Pfleger gleich erkundigt, ob der Graf sich auch gegenüber dieser Pfarrei 
etwas erlaubt habe. Zunächst sei nur soviel geschehen, daß zwischen dem 
Pf. von Frankenmarkt und dem Prädikanten ein Vertrag geschlossen 
worden fei, demzufolge der Pr. als Eooperator des Pf. gelte und bezahlt 
werde. —• 23. Juli. Der Pf. in Frankenmarkt an den bayr. Pfleger in 
Friedburg: Den sektischen Prädikanten habe er bis jetzt nicht in Kost
	        
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