Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

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graben hingesunken waren, wurden mitgeschleppt. Die Tragbahren waren bald von 
Verwundeten belegt. Beim Einbiegen von der Hauptstraße in den Hohlweg geriet 
alles ins Stocken. 
„Der schmale Weg" — so erzählt LstLt. Hammer in seinen Tagebuchblättern — „war 
voll gepfropft mit Karren und Wagenkolonnen, die zum Teil nach vorne, zum Teil nach rück¬ 
wärts wollten. Die Mulitreiber und Pferdeknechte hieben auf die Tiere unter wilden Flüchen 
ein. Einige von unseren Vordermännern setzten über die Wagen hinweg, um den Anschluß 
nicht zu verlieren. Dann schob sich Artillerie dazwischen. Von vorne rief man uns, von rück¬ 
wärts drängte sich ein Knäuel heran. Wir waren eingekeilt und konnten weder vor noch 
rückwärts. Dabei tobte und schrie es rings um uns, daß es zum Tollwerden war. Alles spielte 
sich im vollkommenen Dunkel ab. Man erkannte in dem Rummel keinen Menschen und stolperte 
vorwärts — irgendwie vorwärts ins ungewisse Abenteuer. Endlich waren wir wieder irgendwo 
beisammen..." 
Kronprinzinfanterie glitt die nasse Enge der Bal di Martello nach Mezza Selva 
ohne Verluste hinab, während das gleichfalls von Campo vecchio anmarschierende 
IR. 127 durch einen unheilbringenden Schrapnellschuß auf die Straße an die dreißig 
Verwundete einbüßte. 
Bedeutete an sich schon der Anmarsch von acht Frontbataillonen der 6. ID. und 
von vier Begleitbatterien über das von der Feindartillerie beherrschte Glacis ein 
marschtechnisches Kunststück, das innerhalb von sechs Stunden bewältigt fein sollte, 
so wurde der Vormarsch in die Ausgangsstellungen, zumal im letzten Teile der 
27er-Wegroute, zu einer höchst unerfreulichen Angelegenheit. Auch dem einfachen 
Manne konnten die durch den geschilderten allgemeinen Notstand verursachten 
Mängel in der Vorbereitung nicht verborgen bleiben. Fahrende Munitionsstaffeln, 
Tragtierstaffeln und Trägerkolonnen im hastenden Hin und Her gaben beredtes 
Zeugnis von der Rückständigkeit der materiellen Rüstung. Die Versorgung der 
Artillerie und der Minenwerfer mit Munition war noch lange nicht beendet. Es 
war höchst beklagenswert, daß in der letzten Phase der Vorbereitung, zur Zeit des 
Einmarsches der Sturminfanterie in die Startstellung, der materielle Zuschub noch 
im Gange war und zur Ursache verschiedentlicher Reibungen wurde. Nur ein 
Beispiel — die Meldung einer Gebirgsbatterie der 6. ID., sie habe am 13. wohl 
Pferde, aber keine Tragsättel erhalten — läßt aufhorchen. Auch die Verkehrs¬ 
regelung aus der Strecke Albaredo—Roana versagte. Es offenbarte sich, wie des 
öfteren während der Kriegszeit, der Mangel an harter Rücksichtslosigkeit, an 
eiserner Unnachgiebigkeit und Fixigkeit, was gerade bei unserem deutschen Waffen¬ 
bruder, besonders gelegentlich Vorbereitung einer großen Kampfhandlung, einen 
erfolgverbürgenden Kraftfaktor ausmachte. 
In der von starken Regenböen durchfegten dunklen Nacht ging die Ablösung 14.6. 
der Honvsds mühselig vonstatten. Die letzten Gruppen beider 27er-Bataillone 
zogen erst um die vierte Morgenstunde in die spanntief unter Wasser stehende 
Grabenzone ein. In der vordersten Linie lagen bis zur Annahme der Bereit¬ 
stellung zum Angriffe nur schwache Kräfte, so beim II. Baon. 15 Mann und 2 Hand- 
maschinengewehre am Ostrande von Canove di sotto und die 8. Komp, mit 2 Hand- 
maschinengewehren nächst dem Südeingange von Canove di sopra. Alles übrige 
kauerte zum Großteile in halbverfallenen ehemals italienischen Schützengräben an 
den Südhängen der Assaschlucht und kämpfte gegen die Regenslut. 
Der Tag brachte eine willkommene Aufheiterung, wenn auch zeitweise Nebel- 
schwaden über die Bergkämme zogen. Endlich konnten wieder die durchfeuchteten 
Monturen trocknen. 
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