Volltext: Geschichte des Steirischen K. u. K. Infanterie-Regimentes Nr. 27 Band II (II. / 1937)

des 6. Juni einen Befehl des 11. AK., wonach die Zeiten im Artilleriebefehle 
geändert werden mußten; die Zeittabelle für die Artillerie mußte neu herausgegeben 
werden. 
Festgehalten zu werden verdient auch ein Befehl des Armeekommandos, der 
gleichsam als Richtschnur bekannt gab, daß bei den deutschen Armeen während der 
großen Offensive an der Westfront die Kampfdioisionen in der Regel fünf bis sechs 
Tage am Feinde bleiben mußten, bevor sie als abgekämpft herausgezogen wurden; 
eine Ablösung der Divisionen erster Linie fand erst nach zwei bis drei Tagen statt. 
Diese Orientierung mußte den Truppen verlautbart werden. Die 27er schüttelten 
die Köpfe; sie waren sich klar darüber, daß in unserer Lage der Wunsch als Dater 
des Gedankens vorherrschen würde. 
Mittlerweile war die Zeit des Aufbruches gekommen. In den Spätabendstunden 7.6. 
des 7. Juni verließ das Regiment die Lager bei Vezzena und stieg nach Mandrielle 
hinan, wo es nach Mitternacht Freilager bezog. Am 8. ging es nach Einbruch der 8.8. 
Dunkelheit südwärts über die Cra. di Campo vecchio ins nahe gelegene Waldlager 
auf Mt. Angano (1667 in). IR. 17 war bei Cra. Trugole (zwischen Mandrielle und 
Campo vecchio) verblieben. 
Der 9., ein sonniger Iunitag, sollte dem Regimente Verhängnis bringen. Gegen 9.6. 
4 Uhr nachmittags versetzten schrille Pfiffe das Regimentslager in jähe Bewegung. 
Im letzten Augenblicke war ein feindlicher Flieger angekündigt worden. Schon flitzt 
die Maschine im Tieffluge über die Baumwipfel. Ein nervenaufpeitschendes Pfeifen 
und Saufen, gefolgt von krachenden Detonationen. Schreckens- und Schmerzensrufe 
künden das Unglück auf Mt. Angano. Eine der beiden Bomben hatte einer Offiziers¬ 
kartenpartie ein grauenvolles Ende bereitet; der Italiener hatte mit einem teuf¬ 
lischen Atout gestochen. Oblt. i. d. R. Hubert Tax der 5. Komp., Lt. i. d. R. Johann 
Strobl und LstLt. Franz Christanz der 6. Komp, waren tödlich getroffen. Oblt. i. 
d. R. Eduard Zollt, der Kommandant der 6. Komp., erlag später seinen Verletzungen, 
Hptm. de Crinis, der Führer der 5. Komp., war so schwer verwundet, daß das linke 
Bein und drei Finger der linken Hand amputiert werden mußten; auch Fch. i. d. R. 
Anton Hametner trug Verletzungen davon. Außer den Offiziersverlusten war der 
Tod von drei Mann zu beklagen, vier Mann wurden verwundet; sie gehörten den 
beiden so schwer heimgesuchten Kompagnien des II. Baons., der 5. und 6., an. 
Die sechs Todesopfer wurden am Nachmittage des 10. Juni aus dem Friedhofe 10.8. 
von Campo vecchio der Erde übergeben. Ihr Andenken wurde durch Verleihung 
von Auszeichnungen geehrt. Von den Offizieren erhielten das MVK. 3. Kl. Oblt. Tax, 
die Lt. Strobl und Christanz: den Orden der Eisernen 3. Kl. Hptm. de Crinis und 
Oblt. Zolli. 
Schwer lastete das Unheil von Mt. Angano auf den Gemütern der 27er, denen 
binnen weniger Augenblicke tapfere, erprobte Kameraden entrissen wurden. 
Mochte es sich auch um zwei Zufallstreffer gehandelt haben» die auch einer 
oberhalb des 27er-Lagerplatzes befindlichen Batteriestellung gegolten haben konnten, 
so wirkte der Gedanke, vom Feinde entdeckt zu sein, niederdrückend. Me verhäng¬ 
nisvollen Bombenwürfe machten noch am Abende des Unheiltages eine Verlegung 
des Zeltlagers in eine mit Felstrümmern erfüllte Mulde unterhalb der Straße 
nötig. Diese Voraussicht lohnte sich, denn während der Nacht lag feindliches Granat- 
feuer auf der verlassenen Unglücksstätte. Die gedrückte Stimmung erhielt durch die 
ungünstige Wetterlage keine Aufhellung. Nach einigen schönen Iunitagen, die der 
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