Volltext: Von Nancy bis zum Camp des Romains 1914 [6] (Band 6/1924)

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Reitzenstein eingeleitet von Major von Kießling durchgeführt 
und vom Kommandeur des 11. Regiments genehmigt und unterschrieben. 
Dies alles fand innerhalb des feindlichen Werkes statt, während der Kampf 
um dasselbe noch nicht beendet war. Zwar hatte das Feuer auf der Nord- 
front und dem größeren Teil der Ostfront aufgehört, auf der Süd- und 
Slldostfront ging es aber noch weiter. Um feine Einstellung zu erreichen, 
wurde der Befehl erteilt, das Signal „Stopfen" zu blasen, Oberleutnant 
Reißen st ein aber kletterte wiederum auf den Hauptwall und 
schwenkte unter steter Lebensgefahr ein an einem aufgepflanzten franzö- 
fischen Bajonett befestigtes weißes Tuch. Als Hauptmann Schu- 
macher der Führer der Fahnenkompagnie vom HI. Bataillon des 
6. Regiments „Kaiser Wilhelm", dies sah, befahl er die bereits enthüllte 
Fahne des Bataillons auf dem Hauptwall aufzupflanzen. Stolz flatterten 
die geliebten weißblauen Farben im Winde, hell glänzte im Sonnenlichte 
die goldene Spitze. Ein tausendfaches Hurra kündete jetzt Freund und 
Feind: FortCamp des Romains ist unser! 
Es war 830 vormittags. Gerade drei Stunden hatte der Kampf 
gedauert. 
Die Einnahme des Sperrforts war ein großer Erfolg und eine 
glänzende Waffentat. Camp des Romains war der Hauptstützpunkt der 
französischen Maasbefestigung zwischen den großen Festungen. Es 
verband die nördliche, unmittelbar am Fluß gelegene Sperrfortgruppe 
mit den südlichen, an den Ostrand der (Totes vorgeschobenen Werken. 
Mit Fort Troyon und Fort Liouville bestand Augenverbindung. Auf 
hoher Kuppe gelegen, beherrschte es einen erheblichen Teil der EStes 
Lorraines. Das Maastal konnte bis zu den Grenzen der Schußweite der 
französischen Geschütze unter beobachtetes Feuer genommen werden. Das 
Fort sicherte den wichtigen Maasübergang bei St. Mihiel und sperrte 
die Bahn Berdun—Toul. Kam es zum Vorstoß der 5. Armee 
westlich der Maas, so war der Besitz des Überganges bei St. Mihiel 
Vorbedingung und unter Umständen die Bürgschaft für einen großen 
operativen Erfolg. Es war nicht die Schuld des bayerischen 
III. Armeekorps, daß der erreichte Vorteil nicht ausgenutzt werden 
konnte. Auch in taktischer Hinsicht durfte das Armeekorps mit be- 
rechtigtem Stolz auf feine Tätigkeit zurückblicken. Ohne rechts und links 
zu sehen, war es aus der Fron* der Armeeabteilung, deren Flügelkorps 
nicht vorzukommen vermochten, herausgestoßen, unverrückbar sein Ziel 
vor Augen. Ohne Zeit zu verlieren, war es gewissermaßen dem Gegner 
mit der blanken Waffe an die Gurgel gesprungen. Als dann das 11.
	        
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