Volltext: Flandern 1917 [27] (Band 27/1928)

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gegen die ganze englische Angriffsfront zwischen Bikschoote und der Lys 
zählten Anfang August noch als etwas Außergewöhnliches. Im Sep- 
tember bedeuteten sie schon das Normale. Das bedingte eine ungeheure 
Anspannung der Munitionserzeugung in der Heimat sowohl wie des 
Transports und der Lagerung an der Front. Zudem galt es, in Er- 
Wartung der neuen Großangriffsserie Bestände anzuhäufen. Auch der 
Ersatz der unbrauchbar gewordenen Geschütze bereitete ernste Sorgen. 
Mehrfach mußte nach Großkampftagen die Artillerie fast ganzer Divi- 
sionen neu beschafft werden. Die schweren Verluste an Pferden machten 
sich immer mehr bemerkbar, je mehr der Engländer sein Feuer auf 
alle Nachschubwege lenkte. 
Bon den Schwierigkeiten der Verpflegung, die im Jahre 1917 all- 
gemein waren, soll hier gar nicht gesprochen werden. Um die Kampf- 
kraft der Truppe am entscheidenden Punkt zu erhalten, mußte an 
anderen Fronten und in der Heimat noch mehr gedarbt werden. Satt 
sind die Flandernkämpfer wohl geworden — wenn das Essen bis in die 
Kampfstellung hinein gelangte, was durchaus nicht immer der Fall 
war — aber zum Fett-Ansetzen langte es auch da nicht. 
* 
Vom 17. September an war täglich mit der Fortsetzung des eng- 
lischen Angriffs zu rechnen. Das Vorbereitungsfeuer verdichtete sich zu 
wiederholten Trommelfeuerwellen auf die ganze Angriffsfront, die zur 
Verschleierung der Angriffsabsichten dienten. Das Wetter hatte seinen 
regnerischen Charakter verloren. 
Endlich am 20. September morgens 5.30 flammte das Trommel¬ 
feuer nach bewegter Nacht zwischen Langemark und Hollebeke. Zwanzig 
Minuten später stiegen die roten Sperrfeuersignale, im dichten Nebel 
nur schwer zu erkennen. Die englische Feuerwalze tat ihren ersten 
Schritt. In vier Wellen stieg die erste Angreiferstafsel aus den Trichtern. 
Die Angreifer wurden erwartet. Aber der Nebel verhinderte viel- 
fach den wirksamen Einsatz der Maschinengewehre. Wo es gelang, 
gingen die deutschen Vorfeldbesatzungen auf die Hauptwiderstandslinie 
zurück. Andere wurden im ersten Anlauf überrannt, niedergemacht oder 
gefangengenommen. 
Nach einer halben Stunde wurde fast überall um die Hauptwider- 
standslinie gekämpft. Die Bereitschaften der Regimenter traten in 
Tätigkeit, sie stießen auf die zweite englische Angriffsstaffel, die von 
vielen Tanks begleitet war. Jagdflieger tauchten trotz Nebel und
	        
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