Volltext: Loretto [17] (Band 17/1927)

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wegungskriege über den Stellungskampf zur Materialschlacht zu ent- 
wickeln und die besondere Furchtbarkeit des modernen Ringens zu zeigen, 
wenn gewaltige Kampfmittel auf begrenztem Räume ineinander sich ver- 
beißen. Bekanntlich ist aber auch bie Hartnäckigkeit der hier geführten 
Kämpfe besonders stark gewesen, da der die -Kapellenhöhe umgebende 
Nimbus — Wer sie besitzt, dem wird der endgültige Sieg zufallenI — vor 
allem die Anstrengungen der Franzosen stark beeinflußt hat. Es dürfte 
kaum einen anderen Kampfplatz im Weltkriege geben, der auch auf 
deutscher Seite in solchem Maße als „heiliger Kampf" gegolten hat, wie 
das Ringen um die Lorettohöhe. Jener Nimbus bemächtigte sich auch der 
deutschen Gemüter, wovon die im Anhang wiedergegebenen, in der 
betreffenden Zeit an der Front entstandenen deutschen Gedichte zeugen. 
Schließlich erscheint es auch als Pflicht, heute in einem besonderen 
Bande den Kämpfern um Loretto wenigstens in einer Darstellung, die 
ihr Heldentum der Nachwelt überliefert, ein Denkmal zu setzen, nachdem 
die Franzosen nach dem Kriege im Gedächtnis an ihre Lorettogefallenen 
einen besonderen Kultus wachgerufen haben. Oberhalb der wieder auf- 
gerichteten Lorettokapelle erhebt sich heute ein Leuchtturm, der wie ein 
ewiger Stern in steter Umdrehung sein Licht über die Ebene des Artois 
wirft. Über 70 000 Gräber mit Kreuzen in den Farben Frankreichs 
werden von dem Licht getroffen, weitere 30 000 Gefallene ruhen unter 
dem Leuchtturm, der also auf einem ungeheuren Massengrabe steht. 
In der Kapelle selber weist ein oberhalb eines von Blumen und Palmen 
umgebenen Grabsteins angebrachtes Bild — realistischer als ein Toten- 
tanz aus dem Mittelalterl — auf den Berg von Skeletten, der hier 
in der Erde aufgestapelt ist. Im Grunde der Kapelle stehen unter dem 
Licht von 8 Lampen und einem Kandelaber in vier Reihen 32 große 
Särge. Aus schwarzem, weih abgesetzten Ebenholz, mit dem Kriegs- 
kreuz geschmückt, hat jeder dieser Särge zehn unbekannte französische 
Soldaten aufgenommen, die angesichts der Lorettokapelle ihr Leben ge- 
lassen haben. Der Bischof von Arras, der Schöpfer dieses gewaltigen 
Erinnerungswerkes, hat die französischen Kämpfer von Loretto in Versen 
besungen, die sich etwa folgendermaßen in das Deutsche übertragen 
lassen: 
„Nie soll die Nacht verdunkeln Euren Ruhm, 
Für den dies Flammenzeichen wachsam brennt. 
Sein Licht verkünde Euer Heldentum — 
Als neuer Stern am ewigen Firmament."
	        
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