6 wegungskriege über den Stellungskampf zur Materialschlacht zu ent- wickeln und die besondere Furchtbarkeit des modernen Ringens zu zeigen, wenn gewaltige Kampfmittel auf begrenztem Räume ineinander sich ver- beißen. Bekanntlich ist aber auch bie Hartnäckigkeit der hier geführten Kämpfe besonders stark gewesen, da der die -Kapellenhöhe umgebende Nimbus — Wer sie besitzt, dem wird der endgültige Sieg zufallenI — vor allem die Anstrengungen der Franzosen stark beeinflußt hat. Es dürfte kaum einen anderen Kampfplatz im Weltkriege geben, der auch auf deutscher Seite in solchem Maße als „heiliger Kampf" gegolten hat, wie das Ringen um die Lorettohöhe. Jener Nimbus bemächtigte sich auch der deutschen Gemüter, wovon die im Anhang wiedergegebenen, in der betreffenden Zeit an der Front entstandenen deutschen Gedichte zeugen. Schließlich erscheint es auch als Pflicht, heute in einem besonderen Bande den Kämpfern um Loretto wenigstens in einer Darstellung, die ihr Heldentum der Nachwelt überliefert, ein Denkmal zu setzen, nachdem die Franzosen nach dem Kriege im Gedächtnis an ihre Lorettogefallenen einen besonderen Kultus wachgerufen haben. Oberhalb der wieder auf- gerichteten Lorettokapelle erhebt sich heute ein Leuchtturm, der wie ein ewiger Stern in steter Umdrehung sein Licht über die Ebene des Artois wirft. Über 70 000 Gräber mit Kreuzen in den Farben Frankreichs werden von dem Licht getroffen, weitere 30 000 Gefallene ruhen unter dem Leuchtturm, der also auf einem ungeheuren Massengrabe steht. In der Kapelle selber weist ein oberhalb eines von Blumen und Palmen umgebenen Grabsteins angebrachtes Bild — realistischer als ein Toten- tanz aus dem Mittelalterl — auf den Berg von Skeletten, der hier in der Erde aufgestapelt ist. Im Grunde der Kapelle stehen unter dem Licht von 8 Lampen und einem Kandelaber in vier Reihen 32 große Särge. Aus schwarzem, weih abgesetzten Ebenholz, mit dem Kriegs- kreuz geschmückt, hat jeder dieser Särge zehn unbekannte französische Soldaten aufgenommen, die angesichts der Lorettokapelle ihr Leben ge- lassen haben. Der Bischof von Arras, der Schöpfer dieses gewaltigen Erinnerungswerkes, hat die französischen Kämpfer von Loretto in Versen besungen, die sich etwa folgendermaßen in das Deutsche übertragen lassen: „Nie soll die Nacht verdunkeln Euren Ruhm, Für den dies Flammenzeichen wachsam brennt. Sein Licht verkünde Euer Heldentum — Als neuer Stern am ewigen Firmament."