Volltext: Schicksalswende [35] (Band 35/1930)

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Die Ereignisse zwischen Oise und Marne bis zum 17. Juli. 
Zeiten eine breite, unter Umständen bis zu mehreren Kilometern 
tiefe Vorfeldzone treten. Ob und in welchem Umfange diese bei 
feindlichen Angriffen zu verteidigen oder wiederzunehmen war, hing 
vom Gelände sowie von der Stärke und Tiefe des Einbruchs ab und 
war von Fall zu Fall zu entscheiden. Um die Hauptwiderstandslinie, 
welche die rückwärtige Begrenzung des Vorfeldes bildete, hatten die 
Stellungsdivifionen entscheidend zu kämpfen. Hinter ihr sollte die Masse 
der in sich wiederum tief gegliederten Artillerie Aufstellung finden. Die 
von einem feindlichen Überraschungsangriff unmittelbar betroffenen 
Teile der Stellungsdivisionen mußten sich dort schlagen, wo sie sich ge- 
rade befanden; ein Ausweichen dieser Teile gab es nicht. Die höhere 
Führung hatte zu erwägen, ob die weiter hinten verfügbaren Reserven 
in diesen Kampf vorzuführen oder zum Auffangen eines Durchbruchs 
weiter rückwärts einzusetzen waren. Für diesen Fall mußten überall 
rückwärtige Kampfzonen vorhanden oder wenigstens erkun- 
det, festgelegt und den zum Eingreifen bestimmten Divisionen zur so- 
fortigen Besetzung zugewiesen und bekannt sein. Sie sollten möglichst 
außerhalb der voraussichtlichen Reichweite der Artillerievorbereitung 
und Feuerwalze des Gegners liegen. 
Der Ausbau der Stellungen zwischen Aisne und Marne sowie die 
Abwehrgliederung der hier eingesetzten Divisionen trugen diesen Ge- 
sichtspunkten nach Möglichkeit Rechnung. Es war aber nicht zu ver- 
meiden, daß die tiefe Gliederung der Truppe eine gewisse Verzettelung 
zur Folge hatte. Bei den immer geringer werdenden Feldstärken führte 
sie außerdem dazu, daß die Verteidigung schließlich von einzelnen, ver- 
hältnismäßig weit voneinander getrennten Trupps, nach entsprechenden 
Ausfällen womöglich von einzelnen Leuten geführt werden mußte, die 
kaum eine Verbindung miteinander hatten. Dadurch wieder kam leicht 
ein Gefühl der Vereinsamung und des Verlassenfeins auf, welches die 
am Ende des vierten Kriegsjahres ohnehin nicht mehr allzu starke 
Nervenkraft nicht unbedenklich belastete. 
Die Stellungen zwischen Aisne und Marne — nach dem Stande 
vom 18. Juli — zeigt Karts 3. Ausgebaut nach Stellungskriegsbegriffen 
war keine von ihnen, durchlaufende Gräben und zusammenhängende 
tiefe Drahtverhaue gab es nirgends. Einzelne Unterstände und Be- 
obachtungsftellen, hier und da ein möglichst versteckt angelegtes Draht- 
Hindernis, ein etwas vertiefter Straßengraben oder Hang eines Hohl- 
wegs, eine zur Verteidigung eingerichtete Dorfmauer, das war im all- 
gemeinen alles. Am weitesten war noch der Ausbau der Hauptwider¬
	        
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