22 Die Ereignisse zwischen Oise und Marne bis zum 17. Juli. Zeiten eine breite, unter Umständen bis zu mehreren Kilometern tiefe Vorfeldzone treten. Ob und in welchem Umfange diese bei feindlichen Angriffen zu verteidigen oder wiederzunehmen war, hing vom Gelände sowie von der Stärke und Tiefe des Einbruchs ab und war von Fall zu Fall zu entscheiden. Um die Hauptwiderstandslinie, welche die rückwärtige Begrenzung des Vorfeldes bildete, hatten die Stellungsdivifionen entscheidend zu kämpfen. Hinter ihr sollte die Masse der in sich wiederum tief gegliederten Artillerie Aufstellung finden. Die von einem feindlichen Überraschungsangriff unmittelbar betroffenen Teile der Stellungsdivisionen mußten sich dort schlagen, wo sie sich ge- rade befanden; ein Ausweichen dieser Teile gab es nicht. Die höhere Führung hatte zu erwägen, ob die weiter hinten verfügbaren Reserven in diesen Kampf vorzuführen oder zum Auffangen eines Durchbruchs weiter rückwärts einzusetzen waren. Für diesen Fall mußten überall rückwärtige Kampfzonen vorhanden oder wenigstens erkun- det, festgelegt und den zum Eingreifen bestimmten Divisionen zur so- fortigen Besetzung zugewiesen und bekannt sein. Sie sollten möglichst außerhalb der voraussichtlichen Reichweite der Artillerievorbereitung und Feuerwalze des Gegners liegen. Der Ausbau der Stellungen zwischen Aisne und Marne sowie die Abwehrgliederung der hier eingesetzten Divisionen trugen diesen Ge- sichtspunkten nach Möglichkeit Rechnung. Es war aber nicht zu ver- meiden, daß die tiefe Gliederung der Truppe eine gewisse Verzettelung zur Folge hatte. Bei den immer geringer werdenden Feldstärken führte sie außerdem dazu, daß die Verteidigung schließlich von einzelnen, ver- hältnismäßig weit voneinander getrennten Trupps, nach entsprechenden Ausfällen womöglich von einzelnen Leuten geführt werden mußte, die kaum eine Verbindung miteinander hatten. Dadurch wieder kam leicht ein Gefühl der Vereinsamung und des Verlassenfeins auf, welches die am Ende des vierten Kriegsjahres ohnehin nicht mehr allzu starke Nervenkraft nicht unbedenklich belastete. Die Stellungen zwischen Aisne und Marne — nach dem Stande vom 18. Juli — zeigt Karts 3. Ausgebaut nach Stellungskriegsbegriffen war keine von ihnen, durchlaufende Gräben und zusammenhängende tiefe Drahtverhaue gab es nirgends. Einzelne Unterstände und Be- obachtungsftellen, hier und da ein möglichst versteckt angelegtes Draht- Hindernis, ein etwas vertiefter Straßengraben oder Hang eines Hohl- wegs, eine zur Verteidigung eingerichtete Dorfmauer, das war im all- gemeinen alles. Am weitesten war noch der Ausbau der Hauptwider¬