Volltext: Das Verkehrswesen nach dem Kriege [34/35]

dadurch — ganz abgesehen von zahlreichen anderen Nachteilen, 
deren Erörterung hier zu weit führen würde — die Gewinnung 
eines entsprechenden, bereits vom neuen Geiste durchglühten 
Nachwuchses schwer erzielen ließe. Überdies wäre das ganze 
Neorganisationswerk gefährdet, wenn es mit unzulänglichen, 
müden Arbeitsmenschen begonnen wäre, von solchen, die nicht 
mit Leib und Seele dabei sind. Es ist daher besser und in Wirk¬ 
lichkeit auch — billiger, sie eine Zeitlang mit ihren Gehältern 
spazieren gehen zu lassen und dann in den Ruhestand zu ver¬ 
setzen; denn sowohl ihre Aktivitäts- als auch ihre Ruhebezüge 
werden sonst im Laufe der Jahre immer größer. Daß sich diese 
kühne Argumentation der Preußen als durchaus richtig erwies, 
zeigt der bewundernswerte Aufschwung, den die preußischen 
Staatsbahnen seit ihrer Neuordnung in jeder (auch in finan¬ 
zieller) Hinsicht genommen haben; sie nehmen nunmehr, in 
Friedens- und in Kriegsleistungen, unter allen Bahnen der 
Welt unzweifelhaft den ersten Platz ein. Ihr Beispiel ist daher 
nachahmenswert. 
III. Lchlffahrlsverkehr. 
1. Natürliche Wasserstraßen. 
Wir wissen schon jetzt, daß sich in der Zeit der Übergangs¬ 
wirtschaft die Einfuhr (hauptsächlich von Rohstoffen) nach 
Österreich und die Ausfuhr (hauptsächlich von Fndustriear- 
tikeln) aus Österreich nicht nach individuellem Ermessen voll¬ 
ziehen, sondern mit Rücksicht auf die Interessen der Allge¬ 
meinheit einer Zwangsregelung unterworfen sein wird. Da¬ 
raus sowie aus dem Amstande, daß auch die Gestaltung der 
Frachtraten — die bei dem großen Mangel an Schiffsraum 
während der ersten Jahre nach Friedensschluß ins Angemessene 
steigen könnten — nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen 
werden dürste, ergibt sich, daß nach Beendigung des Krieges 
der Staat in viel höherem Maße als bisher die heimische See¬ 
schiffahrt überwachen, ihre Bewegungsfreiheit einschränken, 
sie in ihrer- Betätigung lenken wird. In diesem Streben dürfte 
der Staat auch dadurch bestärkt werden, daß während der Kriegs¬ 
zeit selbst in den „demokratischen" Ländern die Handelsmarine 
ganz unfrei geworden ist. So sind beispielsweise in England 
sämtliche Schiffahrtsgesellschaften und Reedereien nichts an¬ 
deres als die (keineswegs gut entlohnten) Angestellten des 
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