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Das laute Beten 
Es war anfangs der zwanziger Jahre und ein kalter,nebeliger Novembertag. 
Ein Fleischhauergeselle aus Reichenau war im Gei,um Kälber zu kaufen.Auf 
dem Heimweg von Wintersdorf strebte er in der Abenddämmerung vom „ Toten 
Mann " aufwärts dem Koanhäusl zu.Da hörte er vor sich ein lautes Beten, 
Anfangs war ihm nicht ganz klar,ob er eine Stimme oder mehrere Stimmen 
hören konnte.Es konnte auch der Widerhall im Spiel sein.Jedenfalls war 
es eine Frauenstimme.Bald hatte der Fleischhauergeselle die Beterin ein= 
geholt und erkannte in ihr das Michln-Häuslweib" von Affenberg,das an ‘ 
einem Strick seine Geiß neben sich her führte.Anscheinend war die Frau 
froh,ein Stück ihres Weges einen Begleiter zu haben. Der Fleischhauergeselle 
vermutete aber,ohne es der Frau zu sagen,daß die Furcht vor Geistern durch 
das laute Gebet unterdrückt werden sollte,denn die Stelle um den „ Toten 
Mann " war ja wirklich recht „enterisch", 
Durch die gesprächige Frau war bald der Sachverhalt geklärt:Sie hatte 
nämlich ihre Geiß beim Bock und es müßte sich ausgehen,daß die Geiß gerade 
zur Osterzeit ihr Junges bekommt.Besser wären natürlich. Zwillinge oder gar 
Drillinge,weil doch ein Häuslweib jeden Kreuzer notwendig braucht.Gerade 
zu Ostern geht es um die Kitzl recht zu;da gönnt sich mancher ein gebak= 
kenes Kitzl,wenn es auch um diese Zeit ein bißchen teurer ist als sonst, 
Ja,wenn man um das tägliche Brot betet,warum sollte man nicht auch um 
das österliche Kitzl beten können.Das leuchtete dem Fleischhauer ein,und 
er meldete sich gleich als Käufer für den ganzen Wurf an,auch wenn es 
Drillinge werden sollten. In Mistlbach . ging das Häuslweib mit seiner 
Geiß die Abkürzung direkt nach Affenberg.Der Fleischhauer ging geradeaus 
und hörte bald wieder von der Mistlbauern Wiese herauf das laute Beten, 
s Gebet 
Gleih wohl bet ih,der Franzl, 
0ll Tag mei(n) Gebet 
oder ‚sing a frischs Tänzl 
wäonn de Trüäbsal umgeht. 
Ih bet für den Nächstn, 
um Sunnschein und Rä&gn, 
und sing für den Höchstn 
um Glori und S&gn. 
Aus. Frank und Frei" 
ron Franz Stelzhamer 
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