Volltext: Gemeinde Ottenschlag i.M.

Eheanbahnung damals 
Noch vor Go Jahren gab es nicht wenige Leute aus unserer Gegend,die noch 
nie in Linz waren.Erst nach dem ersten Weltkrieg wurde die Postautolinie 
Linz -Reichenau eröffnet und damit das Tor zur weiten Welt etwas mehr aufge= 
tan.Junge Männer hatten durch den Militärdienst Gelegenheit,entfernte Pro= 
vinzen der Monarchie kennenzulernen. So bedingten es also die Wegverhält= 
nisse,daß die Burschen des Dorfes zur Brautschau nicht allzuweite Wege zu= 
rücklegten.Nach getaner Stallarbeit und nach der „Suppn" (Abendessen) war 
Yielleicht noch Gelegenheit zu einem Besuch in der Nachbarschaft,oder im 
Winter zu einem geselligen Beisammensein mit Brauchtumspflege anläßlich 
einer „Rockerroäs".,Im Fasching waren die Rockerroasn in den Bauernhäusern 
eine von der Jugend gerne benützte Gelegenheit,sich bei Tanz und Unterhal= 
tung zu treffen.Dabei gingen die Besucher auch über die Dorfgrenzen hinaus. 
Natürlich sahen es die Ottenschlager Burschen nicht gerne,wenn ihnen etwa 
die Wintersdorfer ins „Gei"” gingen und umgekehrt.Es kam manchmal auch zu 
Raufereien, wenn Burschen aus den Nachbardörfern zum „Mendscherngehn" (Braut= 
schau) oder nächtlicherweise zum Fensterln (Besprechung der Probleme am Kam= 
merfenster der Angebeteten) sich nach Ottenschlag wagten.Natürlich war die 
Sachlage in anderen Dörfern ähnlich. ; 
Die Ottenschlager erfanden aber auch friedliche Abwehrmaßnahmen gegen das 
Eindringen fremder Burschen in ihre Domäne,wie der Großvater des heutigen 
Ziegler zu erzählen wußte.Dabei benützten die Ottenschlager Burschen die 
Furcht vor Geistern.Sie ließen von der damals abgeholzten Überländ ein 
Feuerräd-ein altes Wagenrad,mit Stroh umwickelt,mit Wagenschmiere gefettet 
und angezündet-herabrollen,um SO die nächtlichen Wintersdorfer Wanderer zu 
erschrecken und von den Ottenschlager Gründen fernzuhalten. Eine ähnliche 
Methode wandten die Ottenschlager Mädchen an,wenn ihre Burschen nach aus= 
wärts (fremd) gingen.Bei deren nächtlicher Heimkehr veranstalteten sie an 
einer. Wegkreuzung einen „Hexentanz", 
Der alte Gstöttnbauer,ein Bindersohn von Pemsedt,begegnete auf dem nächt= 
lichen Heimweg von der Brautschau in Walchshof bei Freistadt nicht nur der 
Wilden Jagd,sondern er machte auch Bekanntschaft mit den Hexen.Diese saßen 
auf einer Wegkreuzung bei Marreith rund um ein loderndes Feuer.Die Haare hin-= 
„gen ihnen in'‘dichten Strähnen über das Gesicht.Der sonst furchtlose Binder 
Hans machte einen weiten Bogen um das Hexenlagerfeuer,ließ sich aber in der 
Folge nicht davon abhalten, weiterhin auf Brautschau nach Walchshof zu gehen 
und schließlich auch seine Braut heimzuholen,als er den Gstöttnbauernhof 
übernehmen konnte, 
Wie wirksam die Methode der Abschreckung durch Geister war,ist nicht über= 
liefert.Jedenfalls holte sich die vorletzte Generation der Ottenschlager
	        
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