Volltext: Gemeinde Ottenschlag i.M.

Die Fuhrleute 
Die Boten oder. Frächter,wie sie auch genannt wurden,hatten eine wichtige 
Funktion im Wirtschaftsgefüge auf dem Land,Durch sie wurde eine Nahver= 
sorgung erst möglich,indem sie für die Kaufleute die Zulieferung der Waren 
besorgten. 
Im Dorf Ottenschlag gab es einstens zwei Frächter,den Poimer (Ziegler) 
und den Wittibschlager (Schneiderhans).In Rohrbach Nr.16 übte auch noch 
der Frächter Nußbaumer sein Gewerbe bis zum ersten Weltkrieg aus, Leopold 
Wittibschlager verlegte seinen Frächterbetrieb infolge Einheirat nach 
Reichenau (1933).Bis 1940 fuhr er noch mit dem Pferd,dann stellte er auf 
Lastautotransport um. Während des zweiten Weltkrieges mußte er allerdings 
das Lastauto mit Holzgas betreiben.Seit 1975 führt sein Sohn Wilhelm den 
Betrieb.Die Familie Poimer gab den Betrieb in den dreißiger Jahren auf.Nach 
dem zweiten Weltkrieg erwarb aber Herbert Poimer (1965) die Konzession neu, 
für Gütertransport, Nah- und Fernverkehr, 
Besonders schwierig war es mit dem Fuhrwerk im Winter,Die Boten fuhren 
äiber Reichenau und Hellmonsödt nach Linz.Da im unteren Teil des Haselgra= 
bens oftmals zu wenig Schnee lag,konnten die Fuhrleute nur bis Wildberg mit 
dem Schlitten fahren,wo sie dann die Waren auf einen Wagen umluden.Auf dem 
Rückweg war es umgekehrt, 
Die Frächter fuhren gewöhnlich einmal die Woche nach Linz und beförderten 
für die Fleischhauer geschlachtete Kälber und Schweine und für die Kauf= 
leute.die leeren Kisten für die Lebensmittel.Auf der Rückfahrt von Linz 
hatten sie hauptsächlich Waren für die Kaufleute geladen, Lebensmittel in 
Kisten und Säcken:Zucker,Mehl,Rosinen,‚Kaffee , Rum, Schmalz usw. Für die 
Schmiede brachten sie Eisen. 
Einen zusätzlichen Verdienst gab es für die Frächter durch Brennholz= 
lieferung.Der Frächter Ziegler fuhr sogar an einem Sonntag mit Holz nach 
Linz.Er fuhr mit zwei Wagen über Alberndorf und Gallneukirchen und .kam . 
erst am Montag zurück.Wegen der weniger steilen Straßen genügte hier für 
jeden Wagen ein Pferd.Das zweite Pferd kutschierte der Hüterbub,damals der 
Schmied Stefan. 
Daß die Fuhrleute bei ihren Fahrten auch mancherlei erlebten,läßt sich 
denken.Die Geschichte, wie der Schneiderhans dem Erzherzog Franz Ferdinand 
den Auerhahn rupfte,wurde schon im Kapitel „Jagd" erzählt. 
Nach dem ersten Weltkrieg mischten die Fuhrleute auch im Hams tergeschäft 
ein bißchen mit.Da hatte es sich zum Beispiel herumgesprochen,daß der 
Schneiderhans unter einer Holzfuhre in einem ausgehöhlten Prügel Butter und 
Eier in die Stadt schmuggelte.Der Sunnerer Lois von Reichenau benützte die 
Gelegenheit und hielt im Morgengrauen im Bromberg Vorpaß und hatte dazu 
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