Volltext: Gemeinde Ottenschlag i.M.

In einer Bittschrift an den Grafen Starhemberg berichten die Betroffenen, 
über die außerordentlich große Menge an Rotwild, „ daß sie dessen vor ur= 
denklichen Jahren hero niemals so viele befunden maßen darin so Tag und 
Nachtzeiten oft von 10,20 bis 30 Stück auf einem einzigen Feld zusammen= 
kommen".Unter solchen Umständen ist es verständlich,daß es schließlich im 
ganzen Land immer wieder zu kleineren Bauernunruhen, Abgabenverweigerungen 
und Jagädrevolten (bes.zwischen 1703 und 1711) kam.Die Bauern begannen als 
Wildschützen das Wild selbst abzuschießen.Die Rädelsführer landeten aber 
meistens. bei der Zwangsarbeit in den Wiener Stadtgräben. 
Zu Wildberg,Riedegg und Reichenau erschienen die Untertanen scharenwei= 
se vor ihren Pflegern und verlangten,das Hirschwild abzuschießen,widrigen= 
falls „sie selbst Gewalt gebrauchen und niemanden schonen würden".,Es kam 
achließlich zum großen oberösterreichischen Jagdaufstand (1716-1721),der 
sich hauptsächlich auf Gebiete südlich der Donau erstreckte. 
Aus dem Jahre 1717 wird noch ein Vorfall bei den Herrschaften Reichenau 
und Weinberg berichtet. | 
Der Pfleger zu Reichenau,Franz Purschka,beschwerte sich beim Weinber= 
ger Pfleger über den Bauern Poscher am Hof.Dieser ging. nicht nur dem 
verbotenen Hirschschießen im Reichenauer Wildbann nach (wahrsch.Aigen= 
holz gegen die Lamm),sondern gab sich auch als Rädelsführer her.Er ver= 
breitete das Gerücht,daß das Hirschschießen jetzt völlig erlaubt sei und 
dies mit Trompetenschall öffentlich verlautbart worden wäre. 
Gleichzeitig versicherte der Reichenauer Pfleger,daß bei ihm alles 
überflüssige Wildbret abgeschossen worden sel. 
Der Bauer Poscher wurde von seiner Herrschaft verhaftet und verbrachte 
14 Tage im Arrest. 
In jenen Tagen kamen auch 50 Bauern vor das Schloß Reichenau,um eine 
von den Herrschaftsjägern einem Bauernknecht abgenommene Büchse,, bedroh=" 
lich abzufordern". 
In einer Zusammenfassung äder Berichte über Ausschreitungen herrschaft= 
licher Jäger scheint Reichenau neben Wiidberg und Riedegg noch einmal auf, 
Die Strafen,die für die Mühlviertler Aufrührer bezw.Wildschützen 
beantragt wurden,erscheinen verhältnismäßig mild. 
Fir den Bauern vom Poscherhof und drei weitere gegen Kaution entlas= 
sene Untertanen hatte eine Subal ternkomrission folgende Strafe beantragt: 
Öffentliche Ausstellung auf einem Schragen mit an den Rücken gebundenen. 
Hirschgeweih,dazu für Poscher 6 Wochen und die anderen drei Bauern 14 Tage 
öffentliche Eisenarbeit,. . 
Eine kaiserliche Kommission milderte die Strafe für die drei Bauern 
(also nicht für Poscher) auf eine Stunde Aufstellung auf der Bühne ohne 
Eisenarbeit, 
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