Volltext: Gastspiel des Burgtheaters

Halm machte ein erfolgloses Experiment mit „König Johann“ den Laube 
beiseite gestellt hatte. Von Wichtigkeit ist, daß unter ihm der Falstaff an Bau 
meister kommt. Halms Nachfolger, Dingelstedt, faßt Shakespeare von der szenischen 
Seite an. Schon seine Aufführung des „Sommernachtstraums“ in der Oper 
(18. April 1873) zeigt seine Absichten, die die Aufführung der Königsdramen im 
Frühjahr 1875 krönt. Dingelstedt hat elf Shakespeare-Dramen bearbeitet* wobei 
er eigenmächtiger als Laube vorging. „Aber“ — sagt Speidel — „selbst die 
WILLY THALLER. Phot. J. B. Zimbler, Wien. 
kühnsten Eingriffe schlugen ihm zum Glücke aus. Das enge Burgtheater wuchs 
unter seiner Leitung. Es schien sich nach der Länge seines Direktors zu strecken.“ 
Eine Reihe Shakespearescher Gestalten fanden jetzt glänzende Verkörperung. Es 
sei nur Sonnenthals Richard II. und Heinrich VI., Hartmanns Heinz und Hein 
rich V., die Katharina der Hohenfels, Lewinskys Richard III., Krastels Percy, 
Hallensteins Heinrich IV., Gabillons York genannt. Für die Wolter und Sonnen 
thal brachte Dingelstedt 1878 „Antonius und Cleopatra“ in prunkvoller Aus 
stattung heraus. Zwei Jahre früher hatte die Wolter das „Wintermärchen“ im 
Verein mit den unübertrefflichen Leistungen Meixners, Schönes und Thimigs zum 
Erfolg geführt. Auch die Komik von „Was ihr wollt“ erschlossen erst Darsteller 
wie Gabilion, Thimig und Meixner. Von älteren Stücken kamen „Julius Caesar“ 
mit Robert als Marc Anton, „Romeo und Julia“ mit Robert und der Wessely, 
»König Lear“ mit Hallenstein, „Der Kaufmann von Venedig“ mit Mitterwurzer 
äls Shylock zu neuer Geltung. 
Wilbrandt weiß das übernommene Erbe zu wahren. Er selbst macht sich 
verdient um den „Coriolanus“, der in treuer Neueinrichtung 1886 erscheint, und 
um „Viel Lärm um Nichts“, das für das Ehepaar Hartmann wieder aufgenommen
	        
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