Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Wie kann man gut und reizvoll kochen 
aber der Meister der Gastronomen, der König der Feinschmecker und 
der Fürst der Leckermäuler servieren alle dieselbe Sauce. 
Eine andere nicht weniger hassenswerte Neuerung ist die ratio 
nelle \)der wissenschaftliche Ernährungsweise, welche die Speisen in 
ihre physikalischen Bestandteile auflöst, die Kalorien berechnet, die 
Vitamine analysiert und die Pepsine isoliert. 
Das Schlimmste aber stand uns noch bevor, und in den letzten 
Jahren mußten wir das Aufblühen einer gastronomischen Literatur 
mitansehen, die umständliche Rezepte in prätentiösem Küchen 
französisch verbreitete. 
Wie weit ist ein Marcel Boulestin von diesem schlechten Ge 
schmack und Gefasel entfernt! Er braucht weder Titel noch Auftrag, 
denn er ist er selbst. Er hat begriffen, daß unsere Nahrung einfach 
und natürlich sein muß, und verachtet die Professoren, die uns mit 
Pillen, Tabletten und Pastillen mästen möchten. Ob er nun fran 
zösisch oder englisch schreibt und welchen Gegenstand er auch be 
handelt, immer entzückt er uns durch seinen geschmeidigen Stil, 
seinen feinen Geist und seinen beißenden Spott. 
Die Gastronomie ist eine moderne Erfindung. Niemand ist weniger 
Gastronom als Marcel Boulestin. Er ist ein Mensch, der zu leben 
versteht, das ist alles. Diese Gattung ist in seiner Heimat nicht 
selten. Dort leben die Menschen in einem herrlichen Klima, über 
schüttet mit allen Früchten der Erde. Genährt mit der starken 
Substanz einer klassischen Kultur, getränkt mit der wundervollen 
Weisheit, die Montaigne schon im sechzehnten Jahrhundert gelehrt 
hat, verachten sie die Reichtümer, durchschauen die Eitelkeit aller 
Dogmen und sind bestrebt, den Leib ebenso wählerisch zu nähren 
wie den Geist. Marcel Boulestin ist der Prototyp dieser Rasse von 
Feinschmeckern und kultivierten Geistern.