Volltext: Aufgaben der Mutter- und Säuglingsfürsorge

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yC wei Erfdieinungen haben in den letzten* Jahren große, allgemeine 
Aufmerkfamkeit auf fich gelenkt: Der Rückgang der Geburte n- 
Ziffern und die hohe S äuglingsfterblichkeit/ durch beide wird der Volks- 
beftand wefentlich gefährdet. Ausgleichend wirken wieder zwei Erfdieinungen, 
und zwar die Zuwanderung fremder Bevölkerung und die Herabminderung 
der allgemeinen Sterbeziffer. Trotzdem die Geburtenziffer in den letzten 
Jahren auch bei uns wefentlich zurückgegangen ift (es kamen im Jahre 1901 
auf 1000 Einwohner 37 Geburten, im Jahre 1910 nur 32), fo ift der 
Geburtenüberfchuß, d, h. das Plus von lebend Geborenen über die Geftor- 
benen im felben Zeiträume auf faft gleicher Höhe geblieben <11'3 auf 1000 
Einwohner). Durch den Rückgang der Sterbeziffer um etwa 3'2°/o wird 
der Verluft, der durch den Rückgang der Geburtenziffer bedingt ift, an 
nähernd ausgeglichen. Der Geburtenüberfchuß und die Volksver 
mehrung könnten aber ganz außerordentlich gefteigert werden, 
wenn der große Prozentfatz an Sterbefällen im erften Lebensjahre geringer 
würde. Wir willen, daß die Sterblichkeit in keinem Lebensabfchnitt fo 
groß ift, als gerade im erften Lebensjahre. In Öfterreidi betrug die 
Säuglingsfterblichkeit der letzten Jahre rund 20%' Sie ift im Laufe der 
Jahrzehnte wefentlich gefunken. Durchfchnittlich fchwankte die Säug 
lingsfterblichkeit vom Beginn des vorigen Jahrhunderts bis Ende der 
Achtzigerjahre zwifchen 24 bis 25%* Vom Beginn der Neunzigerjahre an 
nahm fie allmählich ab. 
Der Tod von jährlich nahezu 200.000 Menfchenkindern, welche der 
Säuglingsfterblichkeit zum Opfer fallen, . bedeutet einen exorbitanten^ , : 
Verluft, an dem wir in den gegenwärtigen Kriegszeiten weit weniger 
achtlos vorübergehen dürfen, als in Friedenszeiten. Die Gefchichte fowohl 
wi$ die Statiftik, wie auch die medizinifche Wilfenfchaft lehren, daß es 
gelingt, die Säuglingsfterblichkeit herabzufetzen und viele Menfchenleben 
gefund zu erhalten. Der Glaube, daß die Säuglingsfterblichkeit eine Art 
natürliche Auslefe fei, hat fich als vollftändig irrig erwiefen. Auch 
kräftig geborene Kinder werden Opfer des Kinderfterbens, wenn fie nicht 
unter gefunden Verhältnilfen aufwachfen können. Aus fchwächlichen Kindern 
können lieh dagegen gefunde, widerftandsfähige Menfchen entwidceln. 
Wir wißen, daß foziale Schäden dem zarteften Kindesalter fehr 
gefährlich find. Wenn z. B. die Sterblichkeit der unehelichen Kinder größer
	        
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