Volltext: Die gute vegetarianische Küche

XI 
ewigen Einerlei des Vegetarianertisch's, so höre ich die werthen 
Hausfrauen einwenden. Hier meine Antwort auf diese Fragen: 
Kochbücher, in welchen das Fleisch nicht berücksichtigt wird 
und welche nur dem Vegetarianismus das Wort reden, haben 
wir deren vier, das von Weilshäuser, das von Ed. Baltzer, von 
Rickli und von Hahn, von denen ein jedes seine Vorzüge hat; 
schon viele Hausfrauen haben dieselben in ihren Küchen ein 
geführt. 
Was man essen soll, wenn man kein Fleisch kocht? man 
blättere nur dieses Kochbuch durch; es enthält 1345 Recepte; 
gewiß ist, bei aller Rücksicht für die vegetarianischen Principien, 
diese Reichhaltigkeit selbstredend und beweist, daß man streng 
vegetarianis ch und doch fein leben kann. 
Nein, der Vegetarianertisch ist kein eintöniger, kein fader, 
geschmackloser; im Gegentheil; Viele von Denjenigen, Gesunde 
wie Kranke, welche nur einige Wochen gut vegetarianisch ge 
gessen, finden einen solchen Tisch so angenehm, so der Gesund 
heit entsprechend, daß sie um keinen Preis mehr zum Fleischtisch 
zurückkehren würden. Man glaube ja nicht, daß der Vegetarianer 
allem Genuß entsagen muß, er genießt auch, aber es ist ein 
Genuß ohne schädliche Folgen, vorausgesetzt, daß er mäßig lebt; 
Ed. Baltzer sagt mit Recht: unsere natürlichen Nährmittel sind 
zugleich unsere feinsten Genußmittel. Mir z. B. schmeckt jetzt 
Obst und Grahambrod besser als früher der feinste Braten. 
Das Gute an der Vegetarianerküche ist ja gerade ihre Ein 
fachheit, welche nicht nur dem Auge, sondern auch dem Gaumen 
und dem Magen zusagt, ein Vortheil, welcher dem Fleischtisch 
oft fehlt; häufig kommen Patienten zu uns, welche, ohne vorher 
Vegetarianer gewesen zu sein, doch einen Eckel an den Fleisch 
speisen haben und bei denen der längst brachliegende Appetit 
durch die vegetabilische Diät wieder nach und nach angeregt und 
in Ordnung gebracht wird. 
Nie werde ich die Freude eines schwer Magenleidenden 
vergessen, welchen die Aerzte schon Jahre lang mit Fleisch und 
Fleischextrakt gepeinigt hatten, obschon der arme Mann bis zum 
Eckel davon übersättigt war, nie werde ich das glückselige Gesicht 
des armen Patienten vergessen, als er zum ersten Male unsern 
vegetarianischen Kurtisch sah: Gottlob, rief er aus, hier ist ein 
Tisch ohne Fleisch! und es blieb beim Betreffenden nicht nur 
bei der Freude, er konnte auch wieder einmal nach Herzens 
lust essen. 
Ich könnte diese Beispiele vermehren und manchen Kranken, 
Magenleidenden, Schwindsüchtigen, Blutarmen citiren, der Jahre
	        
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