Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Zweites Bändchen. (Zweites Bändchen / 1858)

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Das mochte der Krämer Halter nicht gerne hören, 
vor solchen Reden machte er sich stets eilig davon. 
Die Männer konnten ja doch auch rechnen; sie 
wußten, was er an Assekuranzkapital ausbezahlt bekam, 
und welches Kapital ihm sein Haus gekostet haben 
könne — wo der Krämer das Uebrige hergenommen, 
darüber konnten ste nicht ins Klare kommen. 
Das Landgericht hatte sich indeß alle Mühe ge 
geben, einen Beweis für oder gegen die Schuld der 
verdächtigten Brandstifter aufzufinden; aber es war 
Alles umsonst. 
Am allerschwersten traf den alten Ecker Sebastian 
der Verlust seiner beiden Söhne, wohl war Lift, des 
Schadelbauers trauernde Gattin, in sein Haus gezogen ß 
und führte das Hauswesen; aber dennoch kam es immer 
mehr in Verfall; es fehlten die unterstützenden Hände 
— die Arbeitskraft fehlte. Es konnte nicht mehr so 
viel Vieh gehalten werden, die Grundstücke wurden 
vernachlässigt, und es zeigte sich schon im nächsten 
Herbste ein b deutender Ausfall an Fechsung und 
Einkommen. 
Um die Bedürfnisse für den Winter zu decken, 
war Sebastian schon genöthigt, ein Paar entferntere 
Grundstücke, denen er ohnehin nicht recht nachsehen 
konnte, zu verkaufen, und bas drückte den siebzigjäh 
rigen Greis ungemein zu Boden. 
Ja, er, der Vater, der bas Herz seiner Söhne 
kannte, er hätte freilich tausend Juramente auf ihre 
Unschuld abgelegt; darauf aber konnte das Gericht 
nicht eingehen, und er mußte sich mit der Hoffnung 
trösten, auf das Sprüchwort bauend: 
Nichts ist so fein gesponnen, 
Es kommt doch einmal an die Sonnen! 
Schall, Bauerngeschichten II, 4
	        
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